Blüten im Sand (Comic)

Moka Azumi
Blüten im Sand
(Sajou wo yuku hana, 2009)
Aus dem Japanischen von Claudia Peter
EMA, 2011, Taschenbuch, 162 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7347-2

Von Irene Salzmann

Moka Azumi (als Doujinshika unter dem Namen Moka Blend bekannt) ist die Schöpferin einiger sehr schöner, zumeist historischer Boys-Love-Mangas. In Deutschland ist nun nach der Trilogie „Romance“ der Oneshot „Blüten im Sand“ erschienen.

Die titelgebende Geschichte spielt in einem mittelalterlich anmutenden, aber eher endzeitlichen Japan. Die einzelnen Fürstentümer führen Krieg gegeneinander, ohne dass man den Grund erfährt. Die jungen Männer sterben in den Kämpfen, und die Dörfer verwaisen. Aber auch wegen der vorrückenden Wüste werden immer mehr Ortschaften aufgegeben. Vor dieser trostlosen Kulisse treffen die Generäle zweier gegnerischer Heere aufeinander: Byakuren und Samon sind fasziniert voneinander, und als sie nach der Schlacht in derselben verlassenen Hütte Schutz vor dem Wetter suchen, geben sie ihrer Leidenschaft nach. Es kommt zu weiteren heimlichen Treffen, von denen Prinz Soen, der Byakuren ebenfalls liebt, erfährt. Beim nächsten Aufeinandertreffen der Armeen lässt Soen Byakuren zurück, da er befürchtet, der General könne seinen Feind nicht töten. Soen selbst will Samon erschlagen – und stirbt...

Hazuki und Yuya sind Sandkastenfreunde, doch als sie sich einige Jahre später wieder begegnen, ist nichts mehr, wie es einmal war: Yuya behandelt Hazuki distanziert, und dieser hat keine andere Wahl, als die Förmlichkeiten zu erwidern. Als er in einen alten Spiegel blickt, der seinem Onkel, einem Antiquar, gehört, wird er plötzlich in eine andere Welt gerissen. Dort gehört er zu den Türstehern eines Bordells – und Yuya ist einer der Kunden, der überraschend Hazukis Dienste verlangt. Endlich kann Hazuki seinem Verlangen nachgeben, doch es bleiben „Nur noch wenige Sekunden bis zum Ende des Traumes“...

Was bei diesem Band sofort ins Auge sticht, sind die äußerst aparten Zeichnungen, die sich mit denen von Ayano Yamane („Finder“), You Higuri („Seimaden“) oder Uki Ogasawara („Black Sun“) vergleichen lassen. Das Titelbild ist repräsentativ für den Inhalt.

An zweiter Stelle vermerkt man erfreut, dass Moka Azumi Boys Love mit historischen und phantastischen Themen kombiniert. Selbst die Kurzgeschichte um zwei verliebte Schüler wartet mit vagen Fantasy-Elementen auf, denn das Paar wird in die Vergangenheit versetzt. Aufwändige historische Kostüme und ein stimmungsvoller Hintergrund sind darum ganz selbstverständlich. Eine konkrete Handlung darf man nicht erwarten, da der Krieg und die Magie des Spiegels nur das Setting für die beiden Romanzen vorgeben. Viele Fragen bleiben daher ungeklärt. Stattdessen konzentriert sich die Künstlerin ganz auf ihre Hauptfiguren und deren Beziehungen. Samon und Byakuren, die sich lieben, obwohl sie Feinde sind, steuern in einem sinnlosen Krieg auf eine Tragödie zu. Ihr Schicksal klärt sich im Epilog, der auf die Gegenwarts-Story folgt, die weniger düster ist.

Die Charaktere sind sehr attraktiv und handeln emotional. Vor allem Byakuren, der an den Kriegsgräueln und an dem Zwiespalt, Prinz Soen die Treue halten zu wollen und seinen Gegner Samon zu lieben, zu zerbrechen droht, wirkt feminin und hat auch die Rolle des uke inne. Leserinnen können sich leicht mit ihm identifizieren.

„Blüten im Sand“ ist ein sehr schöner Boys-Love-Manga, der nicht zu explizit ausfällt, wenngleich es an entsprechenden Szenen keinen Mangel hat. Der Titel wendet sich an Leserinnen ab 15 Jahre, die das Genre und aparte Illustrationen schätzen. Auch wenn die Auswahl an Boys-Love-Reihen inzwischen recht groß ist, dieser Band gehört in jede Sammlung!