Jo Nesbö: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang. Oder auch nicht... (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 19. Februar 2011 12:21
Jo Nesbö
Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang. Oder auch nicht...
(Dopktor Proktor verdens undergang. Kanskje, 2011)
Aus dem Norwegischen von Maike Dörries und Günther Frauenlob
Mit Illustrationen von Per Dybvig.
Arena, 2011, Hardcover. 360 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-401-06339-3
Von Gunther Barnewald
Die Schülerin Lise und ihr Klassenkamerad, der kleine rothaarige Bulle, entdecken, dass sich einer ihrer Lehrer sehr merkwürdig verhält. Er hat ständig Schluckauf, isst Insekten und hat eine irre lange Zunge. Bei ihrem Nachbarn in der Kanonenstraße, Doktor Proktor, erfahren sie jedoch bald von dessen Geheimnis. Den Kindern und Doktor Proktor fällt jedoch auf, dass sich fast alle anderen Menschen in ihrer Umgebung immer merkwürdiger verhalten.
Alle reden plötzlich mit einem ganz bestimmten Sprachfehler, hängen nur noch vor der Glotze und himmeln einen Chorleiter und Fernsehstar namens Hallvard Tenoresen an, der immer mehr Macht im Lande zu gewinnen scheint. Als die Kinder dann auch noch ein gefährliches, oft unsichtbares Mondchamäleon, eine Lebensform, die mit Vorliebe intelligente Lebewesen frisst, in ihrer Nachbarschaft entdecken, wird ihnen klar, dass die ganze Menschheit bedroht und die Welt zum Untergang verurteilt ist, wenn sie nicht schnellstens etwas dagegen unternehmen...
„Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang. Oder auch nicht...“ ist das dritte Abenteuer der Bewohner der Kanonenstraße. Wieder sind der redeflinke und dickköpfige Bulle, die clevere Lise und der spleenige Professor in der Bredouille, obwohl diesmal ausnahmsweise keine Erfindung des Wissenschaftlers selbst die drei in Schwierigkeiten bringt. Diesmal ist es erst das Schicksal Norwegens, dann möglicherweise der ganzen Welt, welches die Protagonisten in Atem hält. Zusammen mit wenigen Verbündeten müssen die drei gegen eine landesweite Verschwörung angehen, und sie tun dies wie immer mit Witz und Verve.
Auch wenn das dritte Abenteuer der Helden an einigen Stellen etwas fragwürdig erscheint (warum ist die Musik von ABBA ausgerechnet die Erkennungsmelodie der Bösen, hier hätte man viel eher Modern Talking, Volksmusik oder etwas ähnliches nehmen können; ausgerechnet auf der schwedischen Popgruppe rumzuhacken ist eigentlich eines Jo Nesbö unwürdig!), so muss man als Leser der schmissigen Handlung und den schrägen Figuren des norwegischen Bestsellerautors einfach Tribut zollen. Wenn die Helden dann von einem Ort zum nächsten hetzen, um den norwegischen König, eine Schnarchhaube sondersgleichen, für ihren Weltrettungsplan zu begeistern, dann bleibt kein Mundwinkel ungekrümmt (entgegen der Schwerkraft natürlich!).
Auch wenn die Illustrationen (kritzel, kritzel!) von Per Dybvig wieder einmal in die Kategorie „Entweder man mag sie, oder eher überhaupt gar nicht“ fallen, so schmälert dies den Lesegenuss nur unerheblich.
Ein wunderbares Buch, leider etwas schwächer als der Vorgänger („Doktor Proktors Zeitbadewanne“), aber immer noch vergnüglich zu lesen und damit durchaus empfehlenswert und von der optischen Aufmachung her vom Arena Verlag nahezu perfekt gestaltet (was bei den vorliegenden Zeichnungen Dybvigs ein wahres Wunder darstellt!).