Ernest & Rebecca 2: Der widerliche Sam (Comic)

Guillame Bianco
Ernest & Rebecca 2
Der widerliche Sam
(Ernest & Rebecca, Sam le repoussant, 2009)
Aus dem Französischen von Thomas Schöner
Titelillustration und Zeichnungen von Antonello Dalena
Farbe von Cecilia Guimento
Tokyopop, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8420-0030-8

Von Christel Scheja

„Ernest & Rebecca“ gehört zu den Comics, die Tokyopop ausgewählt hat, um eine neue Zielgruppe zu erschließen: Mädchen zwischen sieben und zwölf Jahren, die noch nicht so viel mit Liebe und Schwärmerei am Hut haben, sondern lieber kleine Abenteuer um Freundschaft und Familie lieben, in denen die Magie nicht zu kurz kommt.

Rebecca ist eine muntere und quicklebendige Sechseinhalbjährige, die nur Unsinn im Kopf hat, wenn sie nicht gerade krank im Bett liegt, weil sie ein schwaches Immunsystem hat. So ist es mehr als verwunderlich, dass sie sich ausgerechnet mit Ernest anfreundet, seines Zeichens Supermikrobe. Aber auch er kann nicht verhindern, dass sich die Eltern trennen. Schon lange hat es zwischen dem Vater, einem glücklosen Künstler, der meistens zu Hause ist, und der Mutter, die das Geld verdient, gekriselt, nun ziehen sie die Konsequenzen und der Vater verlässt für immer das hübsche Haus in der Vorstadt, um erst einmal bei seinem Bruder zu leben.

Während Rebeccas ältere Schwester Coralie keinen Wert darauf legt, den Vater wieder zu sehen, vermisst Rebecca ihn bitterlich und ist kränker als je zu vor. Nur wenn sie mit ihm zusammen sein kann, blüht sie auf, denn er ist zu jedem Unsinn bereit, auch wenn ihm das vor der Polizei den Kopf kosten könnte.

Der einzige Minuspunkt an diesen Wochenenden ist der allzu spießige Onkel, der einem jeden Spaß verderben kann. Aber zu Hause bei der Mutter ist es auch nicht gerade einfach, denn diese hat mittlerweile einen neuen Freund, den Rebecca überhaupt nicht mag. Und sie versteht auch nicht so recht, warum ihre ältere Schwester Coralie ausgerechnet mit den schlimmsten Zicken der Nachbarschaft anbandeln will und genau wie die Mutter unbedingt mit einem Jungen ausgeht. Doch was kann sie überhaupt tun, damit alles wieder so wie früher wird? Rebecca weiß es nicht – aber vielleicht hat der kluge Ernest ja eine Idee und die Möglichkeiten, etwas mehr zu unternehmen?

Wie auch schon der erste Band ist auch der zweite von „Ernest & Rebecca“ frech, humorvoll und niedlich. An der Geschichte werden nicht nur Grundschüler Spaß haben, auch Erwachsene können die liebeswert-kindliche und bewusst anarchistische Weltsicht des Mädchens genießen, dass noch bereit ist, zu träumen. Gleichzeitig verarbeitet die Geschichte liebevoll das Thema Scheidung und zeigt, dass nicht nur das Kind darunter leidet.

Warmherzige Charaktere und die witzige, unverbrauchte Erzählweise zeichnen auch die Fortsetzung aus und machen die Geschichte für Kinder und Erwachsene interessant, auch wenn jüngere Leser sich vermutlich viel besser in der Geschichte wiederfinden werden. Aber auch wenn man älter ist muss man die Kleine einfach gern haben, da sie einfach noch das sagen kann, was sie denkt und sich nicht aus Höflichkeit zurückhält. Auch „Der widerliche Sam“ ist mehr oder weniger in sich geschlossen, besitzt aber Andeutungen, die Lust auf mehr machen.

„Der widerliche Sam“ setzt die liebenswerte Serie „Ernest & Rebecca“ gelungen fort und bringt den Leser – egal ob Kind oder Erwachsener wieder einmal zum Schmunzeln.