Samantha Garner: The Quiet is Loud (Buch)

Samantha Garner
The Quiet is Loud
(The Quiet is Loud, 2021)
Übersetzung: Diana Bürgel
Piper, 2023, Hardcover, 400 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die kanadische Autorin Samantha Garner hat wie die Heldin ihres Debütromans „The Quiet is Loud“ auch philippinische Wurzeln und lebt in der gleichen Gegend. Doch einige Dinge sind in der Welt von Freya anders.


Freya hat seit ihrer Kindheit eine übersinnliche Gabe. Sie ist in der Lage in die Zukunft zu sehen, auch wenn sie die Visionen erst einmal nicht kontrollieren kann. Aber sie hütet sich, diese jemandem anzuvertrauen, denn „Veker“ wie sie sind nicht gerade angesehen. Und auch ihr Vater steht diesen Kräften misstrauisch, ja sogar feindselig gegenüber. Deshalb hütet sie sich, etwas davon zu zeigen. Erst im Erwachsenenalter gelingt es ihr, sich den Visionen zu stellen und Gleichgesinnte zu finden.

 

Es ist nicht ganz nachvollziehbar, warum der Piper Verlag den Roman als Urban Fantasy verkaufen will, denn die übernatürlichen Elemente sind eher gering und kommen auch kaum zum Tragen, auch wenn sie natürlich für die eigentliche Geschichte wichtig sind.

Das Ganze erinnert eher an die Geschichten um Mutanten, die aufgrund ihrer Fähigkeiten und Taten von den normalen Menschen gefürchtet werden und teilweise sogar mit Gewalt gegen ihre Person rechnen müssen. Allerdings spielt diese aufgeheizte Atmosphäre keine so große Rolle, wie man denkt, denn die Heldin ist eher mit ihrer eigenen Familiengeschichte beschäftigt und den Problemen, die die von Vater und Tante gehüteten Geheimnisse mit sich gebracht haben.

Wie in so vielen New-Adult-Romanen geht es auch hier um den Schritt, sich selbst zu akzeptieren und seine Stärken und Schwächen anzunehmen, sie gegenüber anderen zu vertreten und dadurch Freunde zu finden. Natürlich darf auch die Liebe eine gewisse Rolle spielen, wenngleich der Anteil eher gering ist.

Das Ganze ist nett und flüssig geschrieben, die Handlung, die mit vielen Rückblenden durchsetzt ist, kommt aber nicht wirklich in die Gänge und zieht sich gerade im Mittelteil gehörig. Auch bleiben die Figuren auf einer gewissen Distanz zum Leser, selbst die Heldin, aus deren Sicht alles erzählt wird, bekommt nicht so viel Tiefe wie man sich wünschen würde. Und wer sich mehr Fantasy erhofft hat, der wird auch bitter enttäuscht, zumal es keine weltbewegenden Probleme abzuwenden gilt, wie auf dem Klappentext angedeutet.

Alles in allem bleibt „The Quiet is Loud“ leider hinter den Erwartungen zurück. Der Roman hat einige nette Ideen, schafft es aber nicht, diese ansprechend und zumindest etwas mitreißender in Szene zu setzen, gerade weil auch der magische Anteil nicht sonderlich genutzt wird.