Rick Riordan & Mark Oshiro: Reise ins Dunkel - Nico & Will 1 (Buch)

Rick Riordan & Mark Oshiro
Reise ins Dunkel
Nico & Will 1
(The Sun and the Star, 2023)
Übersetzung: Gabriele Haefs
Titelbild: Helge Vogt
Carlsen, 2023, Hardcover, 508 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen zurück in der Welt von Percy Jackson. Dieses Mal aber steht zwar wiederum ein Halbgott im Zentrum, allerdings deren einer, der sich bislang immer ein wenig in den Schatten aufhielt. Die Rede ist natürlich von Nico di Angelos, Sohn des Hades. Nach einer traumatischen Kindheit ist er im Lauf der Jahre ein fester und treuer Freund Percys geworden, ja hat, nachdem seine Zuneigung zu Percy nicht wirklich auf Gegenliebe stieß, in Will, Sohn von Apollo, seine große Liebe gefunden.

Seit einigen Wochen nun wird er von Albträumen heimgesucht - Visionen, in denen er um Hilfe ersucht wird. Träume, die ihn an einen Ort locken, den er eigentlich nicht unbedingt, nein, was sage ich, auf keinen Fall erneut betreten wollte: den Tartarus. Hier ließen Percy, Nico und Annabeth Bob, den ehemaligen Titanen Iapetus zurück, der die Tore des Tartarus schloss. Und eben jener Bob, oder zumindest jemand, der sich für diesen ausgibt, ersucht nun um Hilfe.

Natürlich hat Nico - zurecht - ein schlechtes Gewissen. Obwohl er weiß, dass es vermutlich eine Falle ist, wird er dem Hilferuf folgen; mit Will an seiner Seite begibt er sich tief hinab ins Reich der ewigen Dunkelheit…


Nach dem nicht ganz überzeugenden Ausflug in Verne‘sche Gefilde („Tochter der Tiefe“), legt Rick Riordan unter tatkräftiger Mithilfe Mark Osheros, einen neuen Roman aus der Welt der Halbgötter vor. Nächstes Jahr steht dann auch bei uns tatsächlich ein neuer Percy Jackson an, vorab aber können wir erneut zunächst mit dem Sohn des Hades und seinem Liebhaber den Tartarus erkunden.

Dass Rick Riordan einen Co-Autor verpflichtet, noch dazu in seiner ureigensten Schöpfung, mit der er auf der ganzen Welt für Furore in den Buchhandlungen gesorgt hat, ist ungewöhnlich.

Mag es daran liegen, dass das Autoren-Gespann sich erst aufeinander einspielen muss, der Beginn des Romans zeigt sich ungewohnt chaotisch und wenig faszinierend. Zur Beruhigung: es wird nach rund 200 Seiten besser, als unsere beiden selbsternannten Retter, nach einem Kurzbesuch bei Percys Mutter, dann den Tartarus ansteuern. Dabei ist anzumerken, dass die Verfasser in dazwischengeschobenen kurzen Kapiteln Nico und Will die Geschichte ihrer Liebe zueinander erzählen lassen - und dabei doch so Einiges an Tempo und Spannung aus dem eigentlichen Plot herausnehmen.

Wenn man dann diese Geschichte als Coming-of-Age-Story Nicos bezeichnet, dann liegt man damit nicht unbedingt falsch. Immer wieder wird hierbei auf die bisherigen Romane der griechischen und römischen Götter Bezug genommen, die der geneigte Leser goutiert haben sollte, um die Feinheiten, die Entwicklungen nachvollziehen zu können. Das so ungleiche, junge queere Paar hat natürlich seine Schwierigkeiten miteinander, aber auch von außen drohen jede Menge Gefahren.

Wie gesagt, nach einem etwas behäbigen Start nimmt der Plot zusehend Fahrt auf und wird immer spannender.

So ist dies sicherlich nicht der beste, der faszinierendste Roman der Götter-Zyklen, aber ein Buch, das es dann doch noch schafft, den Leser an die Seiten zu bannen.