June Hur: Der Rote Palast (Buch)

June Hur
Der Rote Palast
(The Red Palace, 2022)
Übersetzung: Elena Hofrecht
Crocu, 2023, Paperback, 380 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

June Hur wurde in Südkorea, aufgewachsen ist sie in Kanada, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie hat nach ihrem Studium zunächst in einer Bibliothek gearbeitet, widmet sich aber nun ganz dem Schreiben von Romanen für junge Erwachsene, die Vergangenheit und Krimi mit einem Hauch Fantasy vermischen. So auch in „Der Rote Palast“, der im Korea des 18 Jahrhunderts spielt.


Hyeon gehört zu den wenigen unehelichen Töchtern Adliger, die sich durch harte Arbeit eine angesehene Position erkämpft haben. Sie ist eine Palastschwester geworden, dazu ausersehen, den Hofärzten zur Hand zu gehen und für das Wohl des Hofstaats mit Massage, Akupunktur oder Medizin zu sorgen. Ihr Leben ist angenehm bis zu dem Tag, an dem ausgerechnet ihre Mentorin und Ersatzmutter eines Verbrechens angeklagt wird, das sie nicht begangen haben kann. Die junge Frau beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Schon bald gerät sie in die Palast-Intrigen und findet in dem jungen Inspektor Seon einen Verbündeten, bringt sich aber auch selbst in Lebensgefahr.

 

Es ist kein Wunder, dass diese Geschichte auch auf Deutsch erscheint, ist doch Korea durch seine Popkultur in aller Munde, und was liegt da nicht näher, als den westlichen Lesern die Kultur und Geschichte des Landes in spannenden Geschichten näher zu bringen.

Das exotische Setting sorgt für einen Hauch von Fantasy, denn natürlich ist die fremde Welt eines fernöstlichen Palasts nicht mit europäischen Höfen dieser Zeit zu vergleichen, auch wenn es einzelne Parallelen geben mag. Aber die Autorin macht auch keinen Hehl daraus, dass auch hier ein starkes Gefälle herrscht: von dem scheinbar unantastbaren Königshaus, das sich alles erlauben kann, über die zumeist adligen Beamten bis in hin den Frauen, deren Wohl und Wehe oft davon abhängt, ob sie von ihren Vätern anerkannt werden.

Hyeong hat das nicht erleben müssen und ist deshalb zu einer eigenwilligen und starken Frau herangewachsen, die nun alles tut, um ihr ebenso starkes Vorbild zu retten. Dabei deckt sie auch ein Geheimnis auf, das sie selbst umbringen könnte. Die Autorin spielt dabei mit historischen Persönlichkeiten und einem tragischen Ereignis, füllt es mit Leben und eigenen Ideen, so dass ein spannender Krimi um Morde an Palastfrauen entsteht, der letztendlich auch nur durch die Beachtung von Details gelöst werden kann. Eine leise Romanze gibt es auch, damit das Abenteuer auch noch ein wenig Würze bekommt, allerdings ist das Ende nicht ganz so, wie es Viele erwarten dürften.

Alles in allem bietet der Roman eine gute Mischung aus farbenprächtiger Schilderung der komplexen Welt des alten Koreas, der Aufklärung einer Mordserie und der sich darum windenden Palast-Intrigen und einem Hauch von Liebesgeschichte, die den beiden Hauptfiguren auch noch ein wenig mehr Leben und Farbe gibt. Die Geschichte ist durch ihre überraschenden Wendungen deshalb auch für Krimi-Fans interessant, die einmal ein anderes Setting genießen wollen.

„Der Rote Palast“ bietet spannende Unterhaltung vor exotischer Kulisse. Der Roman mag zwar auf historischen Fakten basieren, legt diese aber sehr eigenwillig aus und bietet so eine immer wieder überraschende Handlung mit starken Hauptfiguren und komplexen Intrigen, die es in sich haben.