June Hur: Der Rote Palast (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 04. September 2023 16:31
June Hur
Der Rote Palast
(The Red Palace, 2022)
Übersetzung: Elena Helfrecht
Crocu, 2023, Paperback, 380 Seiten, 16,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Hyeon, uneheliche Tochter eines hohen Beamten am Königspalast von Korea und einer Konkubine, hat es geschafft. Allen Widerständen zum Trotz hat sie ihre medizinische Ausbildung erfolgreich beendet und dient nun im Palast als Schwester, die sich auf die Pulsdiagnose spezialisiert hat. Auch wenn sie die so dringend erhoffte Anerkennung ihres Erzeugers nach wie vor nicht bekommt, weiß sie, dass sie ihren Weg gehen wird.
Als sie eines Tages nach ihrer Schicht zum Kronprinzen gerufen wird und erkennt, dass sich ein Fremder als Prinz ausgibt ahnt sie noch nicht, was auf sie zukommen wird. Der Prinz ist inkognito unterwegs, keiner darf etwas davon ahnen.
Als ein Mehrfach-Mord geschieht und ihre alte Förderin und Ausbilderin als Täterin vorgeschoben werden soll, nimmt Hyeon die Ermittlungen auf. Dabei trifft sie auf einen jungen Inspektor, auf Intrigen und Adelige - und immer wieder auf einen Verdächtigen… der der Täter nicht sein kann, nicht sein darf.
June Hur erzählt eine wahre Geschichte. Im Groben, naturgemäß ein wenig ausgeschmückt, schildert sie uns die historisch überlieferte Lebensgeschichte von Kronprinz Jangheon, besser bekannt unter dem Namen Kronprinz Sado. Neben den historischen Fakten, die sie geschickt in ihren Plot hat einfließen lassen, erwartet uns ein interessanter Einblick in eine uns Westlern fremde Kultur.
Das Koreanische Reich erinnert in Vielem an chinesische Dynastien. Hier erwartet uns eine faszinierend andere Kultur mit ihren ganz eigenen Wertvorstellungen, Überlieferungen und Verhaltenskodexes. Auch wenn es keine phantastischen Elemente im Buch gibt, gelang es dem Text mühelos, mich in seinen Bann zu ziehen. Es geht - natürlich - um die Suche nach Motiv und Täter, aber auch um die Gefühlswelt einer jungen Frau in einem starren Kastensystem. Gerade der Wunsch nach Anerkennung durch ihren Vater, der viel lieber einen Jungen als uneheliches Kind gehabt hätte als eine unnütze Tochter, rührt mich an, macht deutlich, was die Erzählerin antreibt.
Insoweit ein Buch, das sich zwar an ein jüngeres Publikum richtet, das aber das Potential hat, auch erwachsene Leser mit dem Bild einer so ganz anderen Welt in seinen Bann zu ziehen.