Brandon Mull: Im Kerker der Dämonen - Fabelheim 5 (Buch)

Brandon Mull
Im Kerker der Dämonen
Fabelheim 5
(Keys to the Demon Prison, 2011)
Übersetzung: Hans Link
Titelbild: Marie Beschorner
Adrian, 2023, Paperback, 664 Seiten, 14,95 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Gesellschaft des Abendsterns hat ihr erklärtes Ziel, die in Zzyzx gefangengesetzten Dämonen zu befreien, fast erreicht. Drei der in den verborgenen Refugien versteckten Artefakte hat der Sphinx, seines Zeichens Anführer des Abendsterns, bereits an sich gebracht, die Ritter der Morgenröte scheinen auf verlorenem Posten zu stehen. Doch dann kommt einmal wieder alles ganz anders als gedacht, ja sogar als befürchtet.

Nachdem es dem Sphinx gelungen ist, zunächst Seth, später auch die Truppe, die sich Seths Befreiung aus dem Kerker auf ihre Fahnen geschrieben hat gefangenzunehmen, wird er selbst entmachtet. Der Dämon Graulas übernimmt, nachdem er Seth in die Irre geführt hat, den Abendstern, sucht und findet nicht nur die restlichen Artefakte, sondern auch die menschlichen Schlüssel zur Öffnung des Zzyzx. Um ihn und letztlich die Vernichtung der Welt aufzuhalten, bildet sich eine gar ungewöhnliche Allianz: Seth, Kendra und ihre Verbündeten und der Sphinx ziehen an einem Strang - doch wird dies reichen, um das drohende Unheil letztlich aufzuhalten?


Brandon Mull schließt seinen fünfbändigen All-Age-Zyklus mit einem etwas zu einfach ausgefallenen Paukenschlag ab.

Wie wir dies aus den anderen Romanen der kurzen Serie bereits gewohnt waren, besticht der Autor auch vorliegend wieder durch interessant gezeichnete Personen, die sich glaubwürdig verhalten, die sich angesichts der Abenteuer, der sie ausgesetzt sind, folgerichtig entwickeln und altersgerecht agieren. Soweit also nichts Neues. Man kann es ganz einfach ausdrücken: Der Leser schlüpft sehr gerne in die Haut der beiden Protagonisten, durch deren oftmals staunenden Augen er die magischen Wesen beobachtt und an der Auseinandersetzung teilnimmt.

Geschickt verbindet Mull noch einmal Gestalten aus den Sagenwelten mit unserer modernen Welt, fügt jede Menge Geheimnisse und Abenteuer hinzu und treibt die Spannung - insbesondere im Mittelteil des Romans - auf die Spitze. Dabei müssen unsere Figuren auch immer wieder mit schmerzlichen Verlusten umgehen, müssen sie Niederlagen einstecken und sind oft am Verzweifeln. Dass sie sich davon letztlich nicht unterkriegen lassen, dass sie allen trüben Erfolgsaussichten zum Trotz den Kampf nicht aufgeben, weckt unsere Bewunderung und wir fiebern mit den Jugendlichen mit.

Immer wieder wechselt dabei die Perspektive, begleiten wir einmal Kendra, dann wieder ihren Bruder Seth auf ihren Wegen, die sich letztlich am Kerker der Dämonen treffen.

Allerdings, und damit sind wir auch schon beim großen Manko des vorliegenden Buches, macht es sich der Autor im Finale etwas zu einfach. Da hat er überzeugend und fesselnd über hunderte Seiten die große Auseinandersetzung vorbereitet, hat den finalen Kampf angekündigt - nur um diesen letzten Verzweiflungsschlag um die Rettung der Welt dann in kaum 20 Seiten abrupt zu Ende zu führen. Das wirkt überhastet, ist in sich kaum glaubwürdig, wenn auch letztlich zu dem erwartenden Ende führend. Hier hatte ich ein wenig mehr Dramatik und Offenbarungen erwartet, das wirkte einfach nicht stimmig.

So bietet auch dieser Band wiederum eine Handlung voller Tempo und Spannung, greift Sagen-Motive auf und transportiert diese in ein modernes Umfeld.

Zu erwähnen bleibt noch, dass der Adrian Verlag, dem wir die Neuausgabe verdanken, schon im Dezember mit „Demonwatch“ den ersten, bislang bei uns unveröffentlichten Teil einer Fortsetzung der Abenteuer von Kendra und Seth präsentieren wird.