Robert Kraft: Wir Seezigeuner 4 (Buch)

Robert Kraft
Wir Seezigeuner 4
Kapitel 129-158
Titelbild: Adolf Ward
Verlag Dieter von Reeken, 2023, Hardcover, 538 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Handlung um unseren Seebären Richard Jansen wird mit diesem Band in sich rund abgeschlossen. Noch einmal entführt uns der 1916 verstorbene Autor auf die Meere. Inhaltlich bleibt er sich hierbei treu - als erfolgreicher Kolportage-Autor wusste er natürlich, was sein Publikum von ihm erwartete: Exotik, Abenteuer, fremde Gestade, Geheimnisse und verborgene Schätze, das war die dramatische Melange, aus der er seine Erfolgsromane schuf.

„Wir Seezigeuner“ erschien erstmals 1907 und stellt mit seinen über 3300 Seiten eine der umfangreichsten Schöpfungen des Autors dar.

Anders als in seinen gefeierten Kolportage-Romanen „Atalanta - Die Geheimnisse des Sklavensees“, „Das zweite Gesicht“ und dem unvollendeten „Loke Klingsor“ erwarten uns hier kaum phantastische Einfälle, Maschinen oder übersinnliche Begebenheiten. Stattdessen punktet Kraft mit der aus eigener Erfahrung resultierenden glaubhaften Darstellung der Seefahrt mit all ihren Gefahren, aber auch ihren Schönheiten. Dabei nutzte der Verfasser die weißen Flecken auf der Landkarte weidlich. In bekannte Länder und Kontinente setzte er dann skurrile Despoten, prächtige Herrscher und richtig finstere Schurken. Dass er dabei, dem Zeitgeist entsprechend, das damalige Weltbild und die längst (hoffentlich) überkommenen Vorurteile, was fremde Ethnien anbelangt vertritt, muss man als Zeitzeugnis akzeptieren.

Was bleibt, und dies ist nach über einhundert Jahren, die seit der Wortschöpfung und der Erstveröffentlichung vergangen sind, ebenso bemerkenswert wie zu bewundern: dass sich der Text weiterhin faszinierend und spannend liest!

Kraft gelingt es auch, uns moderne Rezipienten an die Seiten zu fesseln, mit seinen Abenteuern zu unterhalten und die Zeit der Lektüre wie im Flug vergehen zu lassen. Dass er dabei so manches Mal von sich selbst abkupfert, dass sich Handlungsschemata ähneln und insbesondere die Schurken sich oft gleichen sei erwähnt, ist definitiv auch der Tatsache geschuldet, dass der Autor als Lohnschreiber Woche für Woche seine feste Anzahl an Seiten abzuliefern hatte.

Ein Hinweis sei an dieser Stelle noch erlaubt; nach erfolgreichem Abschluss der Wiederveröffentlichung dieses Romans im Neusatz steht im Verlag Dieter von Reeken in Kürze eine zweibändige Neuausgabe Krafts „Der Graf von Saint-Germain“ an - Vorbestellungen nimmt der Verlag gerne entgegen.