Joseph Delaney: Das Opfer des Geisterjägers - The Spook's 6 (Buch)

Joseph Delaney

Das Opfer des Geisterjägers

The Spook's 6

(The Spook's Sacrifice, 2009)

Übersetzung: Tanja Ohlsen

Titelbild: Alessandro Taini

Innenillustrationen: Patrick Arrasmith

Foliant, 2023, Paperback, 412 Seiten, 19,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Immer nett und wirklich aufbauend, wenn einem ein Hexenorakel die Zukunft vorhersagt. So wie in „Das wird ein schlimmer Sommer für dich, Tom Ward. Viele schlimme Dinge werden passieren. Du wirst unglücklicher sein, als je zuvor in deinem Leben.“ - Da ist man doch gleich einmal guter Laune und freut sich auf den Ausflug nach Griechenland. Dass das Orakel gleich auch noch geunkt hat, dass meine beste Freundin, die Hexe Alice, während der Rettungsmission einen grausamen Tod sterben wird, macht die Expedition auch nicht wirklich leichter. Doch habe ich eine Wahl?

 

Schließlich geht es im Auftrag und mit Hilfe meiner Mom um nichts weniger, als die Welt vor einer dunklen Göttin zu bewahren. Meine Gegenspieler: Dämonen jeglicher Art, Höllengezücht und - gestatten, der Vater von Alice - der Teufel persönlich!


Hurra, nach der Neuauflage der ersten fünf Romane durch den Foliant Verlag offeriert uns selbiger nun die Fortführung der Reihe in deutscher Erstveröffentlichung! Und Herausgeber sowie Verlag haben Nägel mit Köpfen gemacht. Nicht nur, dass sie die kongenialen Innenillustrationen der englischsprachigen Ausgabe sowie das Original-Titelbild in geprägter Spot-Lackierung - ein Hingucker! - inkludiert haben, auch die Übersetzerin der ersten fünf Romane konnte für die stilechte Übertragung des neuen Bandes gewonnen werden. Ich glaube, man kann hier unterstellen, dass der Verlagsinhaber sich selbst - und natürlich uns - mit diesem Buch einen lange gehegten Herzenswunsch erfüllt hat.

Erstmals geht es aus der Heimat unseres Spooks hinaus in die weite Welt - genauer gesagt, in die Heimat seiner Mutter nach Griechenland. Die Begegnung mit Piraten und Sirenen auf der Hinreise wirkte auf mich ein klein wenig überladen, da schienen die Schwierigkeiten, die die Matrosen mit den Passagieren - insbesondere den Hexen - hatten. weit überzeugender.

Einmal in Hellas angekommen, spitzt sich die Situation schnell zu. im Hintergrund spielt dabei auch immer die Frage mit, inwieweit Tom sich, zur Erreichung der gerechten Ziele, dem Bösen öffnet. Hilfe von (s)einer Hexe hat er ja bereits mehrmals angenommen. Sein Meister wettert vehement gegen den Kontakt, prophezeit seinem Eleven ein böses Schicksal, wenn er sich nicht klar gegenüber dem Böse abgrenzt und jeglichen Kontakt oder Nutzung von den entsprechenden Kräften meidet.

Mit eingebunden hat Delaney natürlich auch weiterhin die zarten Bande zwischen unserer Hexe und ihrem Spook. Es wird immer deutlicher, ja ist nicht mehr zu übersehen: Tom wird erwachsen. Er übernimmt immer mehr Verantwortung für sich selbst und andere, seine Erlebnisse, Abenteuer und Kämpfe haben ihn geprägt. Das ist nicht mehr unser ein klein wenig naiver, ja auch impulsiver Junge, das ist ein Heranwachsender, der mit den üblichen Problemen in diesem Lebensabschnitt zu kämpfen hat. Bei aller Achtung vor seinem Meister, sucht und findet Tom seinen Weg, lernt aus schmerzlichen Niederlagen und den dieses Mal wirklich heftigen Verlusten und reift so weiter zu einer eigenständigen Persönlichkeit. Coming of Age nennt man derartige Romane üblicherweise, auch wenn vorliegend das große Abenteuer dominiert.

So bleibt das Tempo hoch, der Spannungsbogen straff, der Plot selbst interessant, so dass ich auch hier eine klare Lese-Empfehlung aussprechen kann. Wollen wir hoffen, dass der Leser- und Käufer-Zuspruch die Übertragung der weiteren Bände ermöglicht!