Jonathan French: Die Grauen Bastarde - Die Geteilten Lande 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 08. Juni 2023 11:42
Jonathan French
Die Grauen Bastarde
Die Geteilten Lande 1
(The Grey Bastards, 2015)
Übersetzung: Helga Parmiter
Titelbild: Larry Rostant
Panini, 2022, Paperback, 572 Seiten, 19,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Einst, Jahrzehnte ist es mittlerweile her, waren sie Sklaven. Die Rede ist von den Halborks, Früchten einer immer erzwungenen Zusammenkunft einer Menschenfrau, über die ein Ork herfiel. Sofern diese die Leidensgeschichte überlebte und Nachwuchs gebar, wurde die Leibesfrucht als Sklave in den Silberstollen zum Schürfen des Edelmetalls gehalten.
Später wechselte die Herrschaft, die Sklaverei blieb.
Doch nein, sie blieb nicht, sie wurde schlimmer. Die neuen Herren, die Zauberer, ersannen einen dunklen, einen widerwärtigen Plan. Um die Orks aus den Geteilten Landen der Elfen, Menschen und Zentauren zu vertreiben, bedurfte es mehr als einer Allianz dieser Rassen. Es benötigte dunkle Magie - eine Seuche, von Ratten auf Halborks übertragen, sollte deren Väter dahinraffen. Hunderte der in Käfigen den Nagern ausgesetzten Halbork-Sklaven, überlebten die Angriffe der gefrässigen Vierbeiner nicht, die übrigen wurden, über Wochen ihres Martyriums, zur ultimativen Waffe.
Inzwischen sind die Orks vertrieben, das befreite Land unter den Rassen verteilt. Auch die Halborks haben ein Stück vom Kuchen abbekommen, doch der Hass schwelt noch stark im letzten Überlebenden der damaligen Sklaven. Während die Rotte der Grauen Bastarde durch die kargen Gefilde ihres Reiches patrouilliert, um die Sicherheit ihres Volkes vor den sich immer wieder sich einschleichenden Orks zu gewährleisten, kommt Schakal, einer der Grauen Bastarde den Plänen des Anführer auf die Schliche.
Schakal sieht sich selbst in der Rolle des neuen Anführers der Rotte, wartet nur auf eine Gelegenheit, seinen Anspruch geltend zu machen. Ausgerechnet die einzige Halb-Orgin in der Runde, seine Freundin, fällt ihm in der entscheidende Abstimmung in den Rücken. Er wird verbannt und findet Hinweise auf einen Plan, der die Geteilten Lande, ja die Welt vernichten könnte…
Wie lautet der Wahlspruch der Rotte so treffend? „Leb im Sattel, stirb auf dem Keiler“. Und wirklich wirft uns der Verfasser ohne großes Vorgeplänkel oder Erklärungen gleich hinein in seine Handlung.
Inhaltlich erwartet uns eine raue, eine gewalttätige Welt. Das kann man getrost unter dem Signet Dark & Gritty Fantasy einordnen, das ist nichts für Fans der grazilen Elfen-Fantasy oder der Reisen ins gelobte Land. Hier wird gekämpft, intrigiert, verraten und gelitten, dass es eine wahre Freude ist. Dabei nutzt der Autor und die den Roman sehr werkgetreu und passend in Deutsche übersetzende Helga Parmiter durchaus eine derbe Sprache - die Halb-Orks sind ja nicht unbedingt für Feinfühligkeit bekannt. Neben den vielen Kämpfen, den Offenbarungen und Intrigen, gibt es einige - unnötige - Verwerfungen. Der Plot selbst ist in sich nicht ganz stimmig und auch unser Erzähler verhält sich so manches Mal nicht seinem Charakter gemäß. French unterwirft alles seiner Storyline, öffnet nach und nach sein Schatzkästchen an Überraschungen - insbesondere, wie es erst zu der derzeitige Situation in den Geteilten Landen kam. Hier hat mich der Autor durchaus abgeholt, hat seine zunächst ein wenig in der Luft hängende Geschichte mit einer glaubwürdigen Historie unterfüttert.
Unklar bleiben noch weite Teile der Welt. Als Handlungsort werden uns gefährliche Sümpfe, karge Gebirge, dunkle Festungen und verborgene Stollensysteme angeboten - vieles davon aus der Schublade derartiger Beschreibungen entnommen. Dass French es weit besser kann, zeigt sich an den wenigen Malen, in denen er bei dem Handlungsort ein wenig mehr Platz investiert. Hoffentlich erfahren wir noch mehr von dem Orten der Mächtigen, auch die tödlichen Zentauren können noch eine wichtige, weil interessante Rolle übernehmen.
So ist dies ein Roman, der sich an Fans der Gritty Fantasy richtet, der durchaus spannend zu unterhalten weiß, aber auch noch Schwächen offenbart. Sei es das nicht ganz zur Charakterzeichnung passende Verhalten unseres Protagonisten, die vielen Zufälle, die bemüht werden und die spürbaren Längen im Mittelteil des umfangreichen Buches. Dennoch hat der Plot das Potential packend zu unterhalten und macht neugierig darauf, wie es im bereits erschienen zweiten und dem für Herbst 2023 in Vorbereitung befindlichen abschließenden dritten Teil wohl weitergehen wird.