Kim Sherwood: Doppelt oder nichts (Buch)

Kim Sherwood
Doppelt oder nichts
(Double or Nothing, 2022)
Übersetzung: Roswitha Giesen
Cross Cult, 2023, Paperback, 448 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Auch nach Ian Flemings Tod hat es immer wieder Romane aus der Feder anderer Autoren gegeben. Nun wagt man etwas gänzlich Neues, denn in „Doppelt oder nichts“, dem ersten Roman von Kim Sherwood, dreht es sich nicht um 007 sondern Kollegen von ihm, die ebenfalls eine Doppelnull-Nummer mit der Lizenz zum Töten tragen.


James Bond ist verschwunden. Das Einzige, was man bisher hat herausfinden können ist, dass eine ebenso private wie zwielichtige Militärfirma ihre Finger mit ihm Spiel hat. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt, vielleicht ist er sogar bereits tot. Daher treten nun Johanna Horwood 003, Joseph Dryden 004 und Sid Bashir 009 in Aktion. Sie sind die besten der Agenten aus der neuen Generation von Spionen. Wird es ihnen gelingen, die Spur ihres Kollegen wiederzufinden - oder aber geraten auch sie in Lebensgefahr? Ihre Feinde jedenfalls scheinen keine Skrupel zu haben, jeden, der sich ihnen in den Weg stellt, erledigen zu wollen.

 

Kim Sherwood präsentiert eine neue, zeitgemäßere Darstellung des MI6 und seiner Doppelnull-Agenten, wie man sie teilweise auch schon aus den letzten Filmen kennt. Das merkt man vor allem an einigen Rollen, denn die Miss Moneypenny ist nicht nur eine einfache Sekretärin, sondern auch Agentenführerin. Ansonsten wird die übliche Action, nur diesmal verteilt auf die drei jüngeren Doppelnull-Agenten, geboten. Alle haben sogar eine gemeinsame Geschichte mit dem großen James Bond, was die Bindung natürlich etwas persönlicher macht.

Das Setting wirkt zwar zeitlos, lässt sich von Technik und angedeuteten großen Konflikten her aber durchaus in die ersten beiden Dekaden des 21. Jahrhunderts einordnen.

Es geht ordentlich zur Sache, denn genauso wie in den Filmen geraten die Helden auch hier in Gefangenschaft, werden gefoltert und müssen sich irgendwie aus der misslichen Lage befreien. Auf der anderen Seite sind sie selbst gewiefte Jäger, die durch die Welt reisen, um ihren Feinden auf die Schliche zu kommen.

Während die Hauptfiguren recht interessant ausgearbeitet sind, bleiben die Gegenspieler eher blass. Die Handlanger dienen meistens nur als Kanonenfutter, wer nun wirklich hinter allem steckt, das scheint sich Kim Sherwood aufheben zu wollen.

Spannend ist es allemal, da der Leser kaum Zeit zum Durchatmen bekommt und genau die Dramatik, die er bei solchen Geschichten auch erwarten dürfte. Vielleicht gibt es keinen Bond, aber seine Nachfolger sind genauso schillernd und interessant.

„Doppelt oder nichts“ ist wirklich ein „Roman aus der explosiven Welt von 007“, der hält, was er verspricht, denn auch wenn der Titelheld Bond keine Rolle spielt, so hat er doch interessanten Ersatz gefunden, zudem ist das Agenten-Setting selbst angemessen im 21. Jahrhundert angekommen.