M. R. Forbes: Vernichtung - The Divine Chronicles 6 (Buch)

M. R. Forbes
Vernichtung

The Divine Chronicles 6
(Execution - The Divine Chronicles 6)
Übersetzung: Deborah Barnett
Titelbild: Jelena Begovic und Matthias Lück
Mantikore, 2023, Paperback, 312 Seiten, 13,95 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Einst, lange ist es her, verdiente sich unser Landon im Museum seinen Unterhalt. Damals, in den guten alten Zeiten, da war er noch ein Mensch. Dann ging er über den Jordan und wachte - weder als Teufel noch als Engel - wieder auf. Es ist ihm bestimmt, so zumindest die göttliche Botschaft, weiter auf Erden zu wandeln und als Diuscrucis das ewige Gleichgewicht zwischen Engeln und Teufeln, zwischen Gut und Böse zu wahren.

Mittlerweile hat er schon auf beiden Seiten, auf der der himmlischen Heerscharen wie auf der der Dämonen, eingegriffen und für Ausgleich gesorgt - na ja, zumindest versucht hat er es.

Dabei gelang es ihm doch tatsächlich, eine Dämonin in den Nimbus zu entlassen, sie damit Himmel wie Hölle zu entziehen und den Dämon Abaddon, eines der mächtigsten Wesen der Hölle, zu besiegen und in die Unterwelt zu bannen. Eigentlich also Zeit durchzuschnaufen, die Seele ein wenig baumeln zu lassen und die amourösen Avancen einer Wer, eines mächtigen dämonischen Werwesens, zu hinterfragen. Können Dämonen wahre Zuneigung, echte Liebe überhaupt empfinden?

Doch dann geht natürlich einmal wieder aber auch wirklich alles den Bach runter. Der aufgeräumt geglaubte Abaddon meldet sich wieder - sein Auftrag an Landon: ihn umbringen - endgültig. Doch so einfach wie sich dies anhört, ist das selbstredend mal wieder nicht.

Schließlich legt der Dämon seinen Kopf, bildlich gesprochen, nicht einfach auf den Richtblock, sondern will, so er denn abtritt, wenigstens noch einen ordentlichen Kampf. Dazu kommt, dass sich auch Landons alter Gegner Randolph Hearst einmischt und Landon mitteilt, dass er den Dämon schlicht nicht töten kann. Nur mit der Faust der Rüstung Gottes hätte er zumindest die Möglichkeit, Abaddon dauerhaft einzukerkern. Der Pferdefuss: Die Faust ist in der Hölle - genauer gesagt, im Besitz von Kain, Satans Sohnemann! Also bleibt unserem Helden nichts anderes übrig, als der Unterwelt einen Besuch abzustatten - wieder mehr als ungeschickt, dass er hier bereits sehnsüchtig erwartet wird…


M. R. Forbes hat sich auf actionreiche Urban-Fantasy-Reihen festgelegt. Mit dem ebenfalls bei Mantikore erschienen „Nekromant“-Zyklus hat er hier eine durchaus flüssig und spannend zu lesende Reihe vorgelegt, mit „Th Devone Chronicles“ hat er noch einen draufgesattelt. Er inkludiert Himmel und Hölle, selbstverständlich einschließlich deren Bewohner und Herrscher, lässt unseren Erzähler dabei aber als Zünglein an der Wage in der Mitte verweilen. Weder gehört Landon ganz zu den Guten, noch zu den Bösen, stattdessen versucht er, zunächst recht verzweifelt, erst einmal zu überleben, dann sich zurechtzufinden und seinen Platz in diesem ihm so unbekannten Machtgefüge zu finden.

Über die Bücher ist er nicht nur an Erfahrung reicher geworden, er ist auch innerlich gereift. Zu viel hat er erlebt, zu oft schaute er dem Tod ins Auge, ja starb, nur um dann wieder zum Leben erweckt, weiterzumachen. Dies hat zu einer Art Zynismus auf seiner Seite geführt, die ansatzweise an die auf den erste Blick ähnlich strukturierte Sandman-Slim-Romane von Richard Kadrey erinnert. Allerdings ist Sandman Slim noch einen gehörigen Tick zynischer und auch gewaltbereiter, als unser Landon.

Statt Zynismus und beißende Gesellschaftskritik wie bei Kadrey offeriert uns Forbes einen selbstironischen Erzähler. Nachdem dieser im vorhergehenden fünften Teil der insgesamt siebenbändigen Reihe etwas pausierte, tritt dieses Mal dieser Charakterzug wieder deutlicher zutage und peppt die rasante Handlung zusätzlich auf.

Insgesamt ein unterhaltsamer, kurzweiliger Roman, bei dem die Kenntnis der vorhergehenden Bände allerdings fast schon unabdingbar ist - soll heißen, so noch nicht geschehen, greifen Sie lieber gleich zu Band 1 und starten von Beginn an durch.