Carlton Mellick III: Spider Bunny (Buch)

Carlton Mellick III
Spider Bunny
(Spider Bunny, 2017)
Übersetzung: Manfred Sanders
Titelbild: Ed Mironiuk
Festa, 2023, Hardcover, 172 Seiten, 19,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Wir kennen sie alle aus unserer Kindheit - die Rede ist von den Werbefilmchen im Fernsehen. In markigen Worten, aufgepeppt durch Figuren, die uns im Gedächtnis blieben, wurden dort Waren aller Art angepriesen. Vom HB-Männchen oder dem Hustinettenbär bis zur Clementine reichte das Angebot; in den USA gab es auch, dank dort erlaubter vergleichender Werbung, noch weit unterhaltsamere Werbespots. Die Produktfilme zeichneten sich oft durch wirklich geniale Ideen aus und blieben einem so das ganze Leben lang im Kopf.

So geht es auch dem Studenten Petey. Allerdings sind seine Erinnerungen an einen Spot aus den 80ern, der Werbung für Frühstücksflocken machte, nicht unbedingt in bester Erinnerung. Als er eines Morgens alleine im Haus zurückbleibt und der Fernseher läuft, geschieht etwas, das er seitdem erfolgreich verdrängt hat. Das Werbe-Maskottchen, ein süßer, großer Hase, will ihn in den Fernseher hineinziehen - in die Küche, in der die Cartoon-Kinder ungeduldig auf ihre Frühstücksflocken warteten.

Jahre später, während seines Studiums, erinnert Petey sich plötzlich wieder an die Vorkommnisse – auch daran, dass die Cerealien eigentlich kleine, lebendige Menschenabbilder waren, dass einer seiner Väter ihn im letzten Moment wieder aus dem Fernseher herauszog.

Jetzt erscheint Berry Bunny plötzlich wieder auf der Mattscheibe und holt nicht nur Petey, sondern auch drei seiner Kommilitonen…


Bizarro Fiction, so nennt man die Unterart der Horror-Literatur die von den Fans hochgeschätzt wird. Das Irrwitzige, das Unbegreifliche, das unlogische Geschehen wird uns von den wenigen Verfassern, die dies beherrschen, so eindringlich geschildert, dass wir diese eigentlich unglaubliche Situation bei der Lektüre als glaubhaft und real empfinden.

Carlton Mellick III gilt zurecht als, wie der Waschzettel ihn zutreffend tituliert, König der Bizarro-Literatur. Wie kein anderer seiner Kollegen vermag er uns seine Absonderlichkeiten überzeugend anzubieten, ja mit eigentlich wahnwitzigen Ideen an die Seiten zu fesseln. Dabei ist er weit sowohl von dem Extrem-Horror als auch von den sonst üblichen Grusel-Themen entfernt. Er reitet einsam durch die Nacht, offeriert uns immer wieder Merkwürdigkeiten satt und verblüfft uns, wie in vorliegender Novelle.