Jennifer Estep: Der Dornenthron - Gargoyle Queen 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 04. April 2023 09:36

Jennifer Estep
Der Dornenthron
Gargoyle Queen 2
(Tear Down the Throne, 2022)
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Piper, 2023, Paperback, 470 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Für die meisten Untertanen war und ist Prinzessin Gemma Ripley eine etwas naive, schmuckbehangene Botschafterin ihres Königreiches. Sie flirtet mit Feinden, hofiert selbst schwierigste Adelige und sorgt für gute Stimmung. Dass sie so ganz nebenbei - keiner darf das wissen - auch als Spionin für ihren Großvater arbeitet, wissen außer engste Verbündete und ihren Gegnern niemand.
Vor mehr als einem Dutzend Jahren hatte Königin Maeven beim Massaker der Sieben Türme einen Mordanschlag auf die Familie der Kronprinzessin Gemma ausgeführt. Damals lernte sie Meaves zweitältesten Sohn Leonidas kennen, der sie, ebenfalls noch als Kind, mit seinen magischen Gabe verraten hat. Gemma überlebte, hatte bislang aber Schwierigkeiten sich ihrer Magie zu bedienen. Dies hat sich, nachdem sie in einem Bergwerk, das die Mortanier okkupiert und um den dort abgebauten Zährenstein erleichtert haben, geändert. Sie wurde vom Schergen des älteren Bruder Leonidas’ tödlich verwundet zurückgelassen, von Leonidas in seine Heimat gebracht und dort, inkognito versteht sich, geheilt. Dass Maeven sie dann enttarnte, dass der Kronprinz sie grausam folterte, hat ihre Laune nicht verbessert - und schon erwachte ihre mächtige Mental-Gabe zum Leben.
Jetzt treffen sich alle Parteien zu einer Konferenz an einem neutralen Ort. Maeven hat einen ebenso genialen, wie finsteren Plan. Leonidas soll einen Wettstreit um die Gunst Gemmas gewinnen und sie dann ehelichen. Die gefährlichste Gegnerin wäre ausgeräumt; wenn sie Nein sagt, kommt es zum von allen erwarteten Krieg, während der Kronprinz wie üblich sein eigenes Süppchen kocht - für ihn gilt: seine Mutter ermorden, die Königswürde übernehmen, alle anderen Reiche überrennen und sich zum Herrn der Welt aufschwingen - und seine Aussichten stehen wahrlich nicht so schlecht.
Seine gefährlichste Gegnerin - na tippen Sie mal… richtig, Gemma.
Jennifer Estep gehört zusammen mit Alexej Pehov, Terry Pratchett (von Heyne zu Piper gewechselt) und Richard Schwartz zu den Autoren, die der Piper-SF- & Fantasy-Reihe seit derem Start ihr Gepräge verliehen hat. Während die Kollegen aus unterschiedlichsten Gründen derzeit nichts Neues mehr publizieren, erscheinen von Jennifer Estep regelmäßig neue Romane, die es, von ihren Fans ungeduldig erwartet, zumeist in Rekordzeit auf die Bestsellerlisten schaffen.
An die Splitterkronen-Trilogie angelehnt; reicht sie ihren Fans nun die Trilogie um die Gargoyle Queen nach. Beide Zyklen spielen in derselben Welt, ja haben gemeinsame Handelnde. So kennt sich der Leser bereits sowohl in der gebotenen Machtkonstellation, wie auch bei den Figuren ein wenig aus, weiß diese mühelos den sympathische Helden beziehungsweise Antagonisten zuzuweisen.
Nur, so einfach macht es sich Estep nicht mehr. Sie lässt zunehmend Zwischentöne einfließen, hinterfüttert selbst wirklich skrupellose Figuren wie Königin Maeven mit eine glaubwürdigen Motivation. Insoweit nutzt die Autorin diesen Mittelband dafür, ihren Figuren mehr Hintergrund und Überzeugungskraft zu verleihen. Dies geht, auch weil der Romance-Aspekt immer deutlicher und ausführlicher zutage tritt, zu Lasten der Spannungselemente. Hier wird Jennifer Estep ihrem eigenen Erfolgsrezept ein wenig untreu. Statt ein wenig Romantik, ultrafiesen Gegnern, jeder Menge Geheimnisse, Intrigen und Verrat wo man hinschaut liegt der Schwerpunkt zunehmend auf den großen Gefühlen.
Wie bei der Verfasserin üblich, dominieren die weiblichen Figuren, die ihre männlichen Konkurrenten ein ums andere Mal ausstechen.
So werden die Leserinnen und Leser der Young-Adult-Trilogie letztlich auch das Buch wieder befriedigt zuklappen. Besonders der Herz-Schmerz Faktor ist hoch. Es bleibt spannend, wie die Autorin ihre Reihe letztlich abschließen wird.