Adrian Adler: Mord in Berlin: Olympia 1936 (Buch)

Adrian Adler
Mord in Berlin: Olympia 1936
2020, Paperback, 184 Seiten, 4,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der heute in Hamburg lebende Adrian Adler legt in seinen Romanen sehr viel Wert auf Recherche, um die Zeit und die Themen seiner Historischen Romane stimmungsvoll und glaubwürdig wiederzugeben. Nach einem Buch über die Hanse wendet er sich in „Mord in Berlin: Olympia 1936“ nun der neueren deutschen Geschichte zu.


Die Olympischen Spiele in Berlin im Sommer 1936 sind die ideale Gelegenheit für die Nazis, sich der Welt nicht nur von ihrer besten und modernsten Seite zu zeigen, sondern auch die Überlegenheit der arischen Rasse. Störungen wie ein Doppelmord an einem jüdischen Liebespaar sind nicht gerne gesehen, aber das hindert den Kriminalpolizisten Richard Fuchs nicht daran, die Ermittlungen aufzunehmen und den damit verbundenen Geheimnissen auf den Grund zu gehen.

 

Der Roman lebt vor allem von den vielen historischen Themen und Details, die behandelt werden, weniger von dem Kriminalfall, auch wenn der Autor es schafft, die Ereignisse und Ermittlungen unterhaltsam zu gestalten. Denn hinter den Kulissen ist Nazi-Deutschland lange nicht so weltoffen, wie es sich gibt, auch weil man Vieles natürlich unter den Tisch zu kehren und von den Besuchern fernzuhalten versucht. Das merken vor allem diejenigen, die keinen astreinen Ariern-Nchweis haben, wozu auch die Familie Fuchs gehört. Oder Anny, die zwar ihren Abschluss in der Tasche hat, als Frau aber damit leben muss, dass man sie am liebsten als Ehefrau und Mutter vieler Söhne sähe und nicht als selbstbestimmte Studentin.

Immerhin gibt es auch Ausnahmen, wie der Leser durch einige historische Persönlichkeiten erfahren darf. Gerade die Freundschaft zwischen Lutz Long und Jesse Owens wird mit ein bisschen Fleisch ausgekleidet, auch wenn die Olympiade selbst im Verlauf des Buchs etwas in den Hintergrund gedrängt wird.

Zudem kommt auch noch ein interessantes Thema auf den Tisch, das so wohl den wenigsten Lesern bekannt ist – nämlich wie die Einwanderung nach Palästina bereits in den 1930er Jahren gehandhabt wurde.

Der Stil ist sachlich manchmal ein wenig nüchtern, die Figuren bekommen aber genug Profil und Hintergrund, um sie einschätzen und mögen zu können. Die Handlung wird straff erzählt, vielleicht zum Ende hin ein wenig zu schnell abgehandelt, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Das Einzige, was eher stiefmütterlich behandelt wird ist Olympia selbst; wenn man es mitsamt den historischen Personen aber als nette Dreingabe schätzt, dann stört die geringe Einbindung nicht.

Alles in allem ist „Mord in Berlin: Olympia 1936“ ein kurzweiliger und unterhaltsamer Krimi, der vor allem eines schafft: die Atmosphäre der damaligen Zeit glaubwürdig und unterhaltsam zu präsentieren und dabei auch noch spielerisch Einiges an heute relativ unbekannten Themen und Details zu vermitteln.