Judas (Comic)

Judas
(Judas, 2018)
Text: Jeff Loveness
Titelbild & Zeichnungen: Jakub Rebelka
Übersetzung: Jörg Faßbender
Cross Cult, 2023, Hardcover, 112 Seiten, 30,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Autoren und Künstler wagen sich immer wieder an religiöse Themen und es kommt wohl auch auf ihre persönliche Einstellung an, wie sie die entsprechenden Motive behandeln und ihre Geschichten erzählen. Respekt vor dem Glauben selbst ist daher eher selten, daher erweist sich „Judas“ als angenehme Überraschung, auch wenn der Autor ein paar interessante Gedankenspiele präsentiert.


Judas Ischariot hat Jesus verraten und landet nach seinem Selbstmord, wie sollte es auch anders sein, in der Hölle, wo ihn schon Luzifer selbst erwartet. Doch ihn erwarten keine ewigen Qualen, nur weitere Prüfungen. Denn der Herr des Bösen, der große Verführer, macht dem Mann klar, dass auch er wie viele andere ein Bauernopfer im Spiel eines grausamen Gottes ist. Judas kann seine Argumentation sehr gut verstehen. Bis zu dem Moment, in dem sich alles ändert.

 

Man merkt schon, dass sich der Autor sehr viele Gedanken über das Thema gemacht hat, und gar nicht einmal so unrecht. Denn es ist schon in den klassischen Mythen immer so, dass ein Held und Retter nur glänzen kann, wenn er einen entsprechenden Gegenspieler hat, den Bösen, der ihn in Gefahr bringt und ausliefert.

Judas ist in der Bibel der Mann, der den Herrn für dreißig Silberlinge an die Obrigkeit verrät, auch wenn er einst ein glühender Anhänger von Jesus war. Allerdings keiner, der vorbehaltlos glaubte. Und nun wird dieser vage Faden, der schon in den Mythen durchklingt, weiter aufgegriffen, die Figur des Judas spannend ausgebaut, denn man erfährt, warum er Jesus gefolgt ist, und welche Hoffnungen er ihn ihm setzte.

Zu erfahren, dass sein Schicksal keine Entscheidung des freien Willens war, sondern bestimmt von Gott macht ihn wütend. Und das ist es auch, was die Geschichte behandelt - den Widerstreit von freiem Willen und bedingungslosem Glauben. Die Künstler zeigen beide Seiten und am Ende auch einen ansprechenden Kompromiss. Denn trotz aller Wut bleibt Judas letztendlich auch den Tugenden treu, die ihm vermittelt wurden, und das Ende stimmt erstaunlich positiv.

Das Ganze wird mit viel Respekt vor der Religion umgesetzt, die Kritik ist sachlich und freundlich. Es bleibt aber jedem Christen selbst überlassen, inwieweit er sich auf die Gedankenspiele einlassen möchte, denn sie verlangen auch ein wenig Kritik an den Lehren der Kirche.

Die Zeichnungen sind ansprechend und atmosphärisch, Jakub Rebelka vermag die ganz eigene Stimmung der verschiedenen Handlungseben gelungen und ansprechend einzufangen.

„Judas“ beschäftigt mit einem sehr interessanten Charakter aus der Bibel und lädt zu religiösen Gedankenspielen ein, behandelt die Themen aber auch mit dem angemessenen Respekt und endet mit einem Twist, der den Leser sehr zufrieden zurücklässt.