John Sinclair 2104: Die Leichenfresser von nebenan, Ian Rolf Hill (Buch)

John Sinclair 2104
Die Leichenfresser von nebenan
Ian Rolf Hill
Bastei, 2018, Romanheft, 68 Seiten, 1,80 EUR

Rezension von Elmar Huber

Der angenagte Kadaver eines Rottweilers, den die Geschwister Tina und Felix in der Mülltonne ihres Mehrfamilienhauses finden, ist für die beiden Kinder nur der erste Schock des Tages. Als Nächstes werden sie Zeugen, wie ihre neuen Nachbarn Esther und Oswald Mitchell sich in stinkende, schleimige Monster verwandeln und den alten Mr. Lexington ‚auffressen‘. Es gelingt den beiden, auf das nächste Polizeirevier zu fliehen, und ihre Aussage bringt sie direkt vor den Schreibtisch von Sir James Powell.

 

John Sinclair und Suko befinden sich gleichzeitig auf dem Rückflug von Singapur (siehe Band 2103, „Der Feind meines Feindes“), sodass Autor Ian Rolf Hill einen eigenständigen ‚Monster der Woche‘-Fall vorlegen kann, der beinahe komplett ohne die Hauptfiguren John Sinclair und Suko auskommt. Stattdessen aktiviert Sir James Jane Collins und Inspektor Murphy, der einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war. Für diesen Fall eine tolle Combo, die Einiges an Humor zu erwarten lässt.

Die Ghoul-Handlung dagegen entwickelt sich dramatisch auf engen Raum, nämlich beinahe ausschließlich im genannten Mehrfamilienhaus, wo das ‚Dämonen-Ehepaar‘ vom Vermieter eingesetzt wurde, um das Haus leerzuräumen und die Wohnungen dann teurer weitervermieten zu können. Dabei setzt der Autor nicht auf eine simple Aneinanderreihung von Ekel-Morden, sondern bettet die Horror-Handlung in ein bekümmerndes sozial- und gesellschaftskritisches Setting ein. Etwa wenn der gebrechliche Nachbar ins Spiel kommt, um den sich niemand kümmert und den keiner vermisst. Oder allein schon die Tatsache, dass die alleinerziehende Mutter von Tina und Felix lange arbeiten muss, um überhaupt ihre kleine Familie ernähren zu können und sie deswegen überhaupt erst über den Nachmittag zu fremden Leuten ‚schicken‘ muss. Durch diese emotionale Schiene wird die Grusel-Handlung großartig und für jeden nachvollziehbar in der ‚realen Welt‘ verankert.

„Die Leichenfresser von nebenan“ ist eher Grusel-(Sozial-)Drama als Grusel-Krimi. Ian Rolf Hill bleibt der Spezialist für „John Sinclair“-Fälle, die mal ein Experiment wagen.