Carrie Fox: Money for Mistress - So wurde ich ein Geldsklave (Buch)

Carrie Fox
Money for Mistress - So wurde ich ein Geldsklave
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 224 Seiten, 12,90 EUR

 

Rezension von Irene Salzmann

Unter dem Pseudonym Carrie Fox schreibt eine Autorin, die von sich verrät, dass sie 1964 in Dinslaken geboren wurde und sich nach Veröffentlichungen im Bereich historischer Artikel und eines Sachbuchs dem Schreiben erotischer Romane zuwandte. Bei Blue Panther Books findet man unter anderem die Titel „Carwash“, „Die Vögelinsel“ und das vorliegende „Money for Mistress - So wurde ich ein Geldsklave“.


Der Immobilienmakler Cornelius von Sonnenberg hat ein prosperierendes Familienunternehmen übernommen, das er vorausschauend und mit Bedacht weiterführt. Dazu gehört auch, dass er, obschon er delikate Wünsche hat, mit Beziehungen sehr zurückhaltend ist, damit sein guter Ruf nicht durch einen Skandal beschädigt wird. Infolgedessen sind die einzigen Dinge, die er sich gönnt, eine erlesen eingerichtete Villa, ein Ferrari, hochwertige Kleidung und gelegentlich kleine Geschenke an Mitarbeiter und Bekannte, von denen er keinerlei Gegenleistung erwartet, weil er es genießt, jemandem eine Freude zu bereiten.

Schnell wird Cornelius klar, dass er einen Fehler begangen hat, als er der ‚grauen Büromaus‘ Annie für ihre gute Arbeit einen Bonus überweist und sie in den Tennisclub einlädt. Prompt kann er sich ihrem sehr wohl hübschen und unerwartet dominanten Alter Ego nicht entziehen. Zwar hält sie Wort und verrät nichts von dem, was sich zwischen ihnen abspielte, doch folgt ihre Kündigung, und Cornelius verbucht ein weiteres Erlebnis, das ihn in seiner Vorsicht Frauen gegenüber bestärkt.

Darum besorgt er sich eine Real Doll, um seine Bedürfnisse angstfrei ausleben zu können, aber bald begreift er, dass Babsi trotz ihrer Vorzüge kein lebendiges Wesen zu ersetzen vermag. Der Kompromiss ist anonymer Sex im Internet.

Die Richtige für seine devote Tendenz scheint Mistress Chantal zu sein, die ihm mit wenig Zuckerbrot und umso mehr Peitsche begegnet, von ihm verlangt, jedes bislang bestens gehütete Detail seines Lebens aufzudecken und ihre Rechnungen zu begleichen für das vage Versprechen, dass er sich bloß so ihrer Aufmerksamkeit als wert erweisen und zu ihrem persönlichen Sklaven aufsteigen kann.

Nur wenige Befehle sind notwendig, um Cornelius‘ ganzes Denken ausschließlich um seine Mistress kreisen zu lassen. Er wird süchtig nach den Online-Meetings und Handy-Botschaften, ihn erregt die Unsicherheit, was die Domina das nächste Mal von ihm verlangen und ob er seinem Ziel, in der Sklaven-Hierarchie die oberste Stufe zu erklimmen, wieder einen Schritt näherkommen wird. Ein letzter Rest Verstand bewahrt ihn davor, seine wahre Identität zu enthüllen, dennoch stürzt er ab, denn über seine Begierde verliert er den finanziellen Überblick, sieht plötzlich sein Privatkonto in den roten Zahlen und erwägt, auf das Firmenvermögen zurückzugreifen, um nicht in Ungnade zu fallen.

Man merkt, dass der Roman aus der Feder einer Autorin stammt, denn ein Kollege hätte den Protagonisten sicher anders geschildert. Cornelius wirkt feminin, denn er reflektiert die meiste Zeit und handelt so gut wie gar nicht; Letzteres überlässt er den (starken) Frauen, die ihn lenken.

Man empfindet zunächst nur wenig Sympathie für das Weichei, das sich zwar als Makler gut schlägt, aber zu sehr das Klischee des reichen Schnösels erfüllt, der mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde und infantil mit aufheulendem Motor bei seinen Ausfahrten nach Aufmerksamkeit heischt, was beileibe nicht jeder Sportwagenfahrer nötig hat. Infolgedessen ahnt der erfahrene Leser, dass die weitere Handlung überraschungsarm bekannten Pfaden folgen wird.

Durch eine neuerliche Enttäuschung entdeckt Cornelius seine devote Neigung: Er, der im Beruf bestimmend auftreten und wichtige Entscheidungen treffen muss, möchte sich privat fallenlassen. Danach hält er wieder an seinen Regeln fest, sich nicht von der Gnade einer Gespielin abhängig zu machen. Trotzdem wächst sein Hunger nach Sex, den er mit einer teuren japanischen Puppe und im Internet zu befriedigen sucht, bis er an Mistress Chantal gerät, die seine Obsession erkennt und ihn nach Strich und Faden ausnimmt.

Nun verspürt man doch Mitleid mit Cornelius, der Niemandem etwas Böses getan hat, im Gegenteil sogar recht großzügig ist und die ganze Zeit nach der richtigen Frau sucht, die ihn aufrichtig liebt und die er ebenso lieben und verwöhnen kann. Tatsächlich gibt es eine Zufallsbekanntschaft, deren neuerliches Auftauchen absehbar war - aber wird sie es schaffen, ihn aus Chantals Klauen zu befreien, falls sie das überhaupt noch will, wenn sie die Wahrheit erfährt?

„Money for Mistress - So wurde ich ein Geldsklave“ ist ein Buch, das man schwer einordnen kann. Auf der einen Seite plätschert die Handlung um einen auf sein Image bedachten Softie, der ständig den falschen Frauen auf den Leim geht, monoton dahin. Es gibt keine Höhepunkte, nicht mal die erotischen Einlagen reißen vom Hocker, da sie von den Reflexionen ertränkt werden. Bloß verhalten ist eine Steigerung wahrnehmbar bezüglich Cornelius‘ Erlebnissen und der Spirale abwärts, die mit Sucht, finanziellem Ruin und Ausweglosigkeit einhergeht. Andererseits schreibt die Autorin in einem angenehmen. flüssigen Stil, der ein Publikum, das weniger an aufregenden oder gar actionreichen Handlungshöhenpunkten interessiert ist, durch die Ahnung des kommenden Unheils und die Hoffnung auf das Eingreifen der dea ex machina fesselt. Auch die Schilderungen der erotischen Einlagen sind nicht allzu grafisch, sondern durchaus geschmackvoll, der Hauptfigur angemessen, weshalb der Band insbesondere für eine jüngere beziehungsweise keine deftigen Szenen schätzende Leserschaft geeignet ist.

Trotz vorhersehbarer, monotoner Handlung mit Klischee-Charakteren ist „Money for Mistress - So wurde ich ein Geldsklave“ eines der besseren Bücher bei Blue Panther Books, da Carrie Fox durch ihren Stil überzeugt, für einen erotischen Roman durchaus eine gewisse Spannung aufzubauen vermag und dank nicht zu drastischer Beschreibungen konkret die Zielgruppe derer anspricht, die es weniger explizit mögen.