C. S. Pacat: Dark Rise (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 28. Januar 2023 11:39

C. S. Pacat
Dark Rise
(Dark Rise, 2022)
Übersetzung: Anika Klüver
Lyx, 2022, Hardcover, 536 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Einst - lange ist es her, so lange, dass die Menschen diese Zeit vergessen haben - existierte ein Reich, das auf Magie fußte. Die vier Könige regierten weise und mit Sachverstand über die Welt, in der es gerecht zuging. Bis sich mit dem Angriff des Dunklen Königs alles änderte. Nur dem Opfer einer Steward, der mächtigen Anführerin der magisch begabten Unterstützer der Herrscher, war es zu verdanken, dass der Dunkle König nicht triumphierte. Die Welt, wie man sie damals kannte aber, wurde für immer zerstört. Seitdem wachen die Nachkommen der Stewards darüber, dass die Welt vor einem erneuten Angriff der Dunkelheit bewahrt wird.
Es geht die Prophezeiung, dass der Dunkle König eines Tages wiedergeboren wird. Seine Gefolgsleute warten seit Generationen ungeduldig auf diesen Tag.
Simon, der Anführer der Anhänger des Dunklen Königs, ist ein reicher, mächtiger Händler, dem halb London gehört. Auf seinen Expeditionen sucht und findet er magische Relikte aus dem damaligen Krieg - Überbleibsel, die ihm und seinen Gefolgsleuten bei der anstehenden, finalen Schlacht den Sieg bescheren sollen.
Seitdem die Schergen Simons Wills Mutter ermorden haben, ist der sechzehnjährige Junge auf der Flucht. Er verdingt sich als Dockboy am Hafen, bis ihn die Verbündeten Simons gefangennehmen. Sein Leben, seine Zukunft, seine ihm kaum bekannte Mission sind akut bedroht. Eigentlich sollte er auf Seiten der Stewards in das letzte Gefecht ziehen und eine bedeutende Rolle im Kampf gegen den Widersacher spielen. Im Bauch eines Flussschiffes mit Ketten gebunden, sieht seine Zukunft allerdings gar nicht rosig aus. Ausgerechnet
Violet, Tochter und Schwester des treuesten Helfers Simons, befreit ihn und flieht mit ihm zusammen zu den Stewards. Hier wird Will als Nachfahre der Kämpferin erkannt, die einst den Dunklen König besiegt hat.
Alle ahnen, dass ein erneuter Konflikt ansteht - eine Auseinandersetzung die zur Wiedergeburt des Dunklen Königs führen kann - ein Krieg, der die Welt zerstören würde.
Es ist an Will und seinen Verbündeten, sich dem Dunklen in Person von James St. Clairs, des wiedergeboren Generals des Dunklen Königs, in den Weg zu stellen – nur: Kann er all seinen Mitstreitern wirklich vertrauen und haben sie überhaupt eine Chance gegen ihre Widersacher?
Den Leser erwartet auf den ersten Blick ein gewohntes Bild: Der ewige Kampf Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkelheit geht in eine weitere Runde.
Der Verlag versucht den Käufern, das Gebotene dann als „Fantasy trifft Diversity“ anzupreisen. Nun, es kommen gleichgeschlechtliche wie heterosexuelle Beziehungen vor, doch wird dies nicht sonderlich herausgestellt. Viel besser und geschickter lässt die Verfasserin dies als etwas ganz Alltägliches in ihre Welt einfließen, etwas, das eben so ist, über das man sich nicht sonderlich wundern oder aufregen muss. „So geht das!“, möchte ich vielen anderen Autoren gerne zurufen - das wirkt in sich glaubwürdig und einfach normal!
Auch die Darstellung der weiblichen Figuren im Roman bleibt glaubwürdig. Das sind starke Charaktere, die Verantwortung übernehmen, die aktiv eingreifen und gleichberechtigt agieren. Chapeau - das hat Pacat wirklich beides wunderbar glaubwürdig und stimmig in ihre Handlung einfließen lassen.
Der Beginn des Romans erwies sich als ein wenig zäh. Die Autorin überschüttet uns zu Anfang mit unterschiedlichsten Figuren, die wir kaum richtig zuordnen können. Hier wirkt der Plot überfrachtet, die Handlung verwirrt eher - dann stürmt sie nur so voran. Nach rund 100 Seiten wird das sich abzeichnende Bild dann klarer.
Was folgt ist erstaunlich überraschend. Immer wieder warten so nicht vorhersehbare Wendungen auf uns, die besondere Beziehung des Protagonisten mit seinem Widerpart prägt dann den weiteren Roman. Die jeweilige Motivation wird glaubwürdig herausgearbeitet, die Figuren agieren entsprechend nachvollziehbar in ihrer Rolle.
Der Verlag hat das Covermotiv auf dem Buchdeckel noch einmal aufgegriffen und abgebildet sowie im Vor- wie auch im Nachsatz eine Karte Londons im Jahr 1821 beigegeben.
Wer den etwas verwirrenden Auftakt übersteht und sich nach und nach immer besser in der Handlung und den Figuren zurechtfindet, der wird hier spannend und abwechslungsreich unterhalten. Die Verfasserin hat dem altbekannten Spiel Hell : Dunkel einige neue, frische Facetten beigefügt und unterhält letztlich packend und kurzweilig. Warten wir ungeduldig auf die folgenden zwei Bände.