John Sinclair 2097: Willkommen im Shocking Palace, Ian Rolf Hill (Buch)

John Sinclair 2097
Willkommen im Shocking Palace
Ian Rolf Hill
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2018, Romanheft, 68 Seiten, 1,80 EUR

Rezension von Elmar Huber

Völlig überraschend erhält John Sinclair eine Postkarte von Marina Held, die er bei einem seiner ersten Fälle kennengelernt hat (siehe Band 1, „Im Nachtclub der Vampire“). Nach der langen Zeit lädt ihn die junge Frau, die damals von einer Vampirin gebissen wurde, doch mittels einer Bluttransfusion gerettet werden konnte, zu einem Kaffee ein.

Während der Oberinspektor in Erinnerungen schwelgt, bekommen es Harry Stahl und Dagmar Hansen in Deutschland mit einem Vampir zu tun. Die Identität des Blutsaugers führt zur Strafvollzugseinrichtung Reinickendorf, wo er als Psychiater tätig war. Von dort sind zur gleichen Zeit wie der Doktor zwei Patientinnen verschwunden, Marina Held, die ihre Opfer durch Bisse in den Hals tötet, und Lena Grundmann, die Marina willenlos ergeben ist.

 

Mit der Rückkehr in den Nachtclub ‚Shocking Palace‘ frönt Ian Rolf Hill einmal mehr seiner Vorliebe, an (ur)alte John-Sinclair-Romane anzuknüpfen und die dort geschilderten Ereignisse weiterzuschreiben. Hier hat er sich sogar etwas ganz Besonderes vorgenommen, denn „Im Nachtclub der Vampire“ war 1978, nach 50 Romanen im „Gespenster-Krimi“, der erste Roman der eigenständigen „John Sinclair“-Serie. So darf der Einsatz der Bolzenschussluftpistole wohl als Reminiszenz an diese Anfangszeit gesehen werden.

Der Beginn des Romans, der auf dem Klohäuschen einer Autobahnraststätte (sic!) spielt, lässt freilich davon noch nichts ahnen. Souverän und mit einem gehörigen Überraschungseffekt führt Ian Rolf Hill diesen Handlungsstrang, der die parapsychologisch vorgebildeten BKA-Beamten Stahl und Hansen ins Spiel bringt, mit den Ereignissen in London zusammen.

Marina Held war damals also mitnichten gerettet worden, ihre Vampirwerdung hat sich durch die Bluttransfusion nur verzögert. Heute will sie sich an dem Geisterjäger dort rächen, wo alles angefangen hat. Der ‚Shocking Palace‘ wurde als Gothic-Disco wiedereröffnet, und neben Marina und Lena werden sich dort im Lauf des Abends noch weitere bekannte Gesichter einfinden.

Natürlich ist es auch fies von Ian Rolf Hill, den Geisterjäger in ein solches Wechselbad der Gefühle zu stürzen. Wie ein Pennäler, voller Hoffnung, Vorfreude und mit einem Blumenstrauß in der Hand, erwartet er Marina, die ihrerseits einen perfiden Plan verfolgt und ihn kalt erwischt. Mit ihrer menschlichen und willfährigen Helferin Lena hat die Vampirin ein weiteres Ass im Ärmel, kann diese doch problemlos die magischen Waffen des Geisterjägers berühren und entfernen. So ist John Sinclair selbst auch weitestgehend zur Untätigkeit verdammt und muss die Action Suko und Shao überlassen, die undercover den ‚Shocking Palace‘ besuchen.

Alles in allem wieder ein sehr gelungener und ausgewogener Roman mit überzeugender Figurenzeichnung, der durch den Bezug zur Vergangenheit eine besondere Note erhält.

„Willkommen im Shocking Palace“ ist eine tolle Reminiszenz an und gleichzeitig Fortsetzung des ersten eigenen „John Sinclair“-Romans.