John Sinclair 2080: Das Frankenstein-Protokoll, Ian Rolf Hill (Buch)

John Sinclair 2080
Das Frankenstein-Protokoll
Ian Rolf Hill
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2018, Romanheft, 68 Seiten, 1,80 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Der gesamte Komplex ist wie ein Krankenhaus oder Sanatorium aufgebaut und perfekt abgeschottet. Mehr als einmal muss Nikolai anerkennend nicken. Das ist schon eine andere Hausnummer, als auf einem kalten, zugigen Schloss unter widrigen Bedingungen Köpfe zu transplantieren, die er vorher mit Hilfe einer Guillotine umständlich vom Torso des Vorbesitzers trennen musste.“

Während Suko weiter gegen Rasputins Feuerengel kämpfen muss, hat sich John Sinclair zu Rasputins Bunker vorgearbeitet, wo er das ganze Ausmaß von Rasputins Plänen erkennt. Mit Kunasjanows Hilfe will der Russe Untote mit höheren Denkfunktionen, wie das Zombie-Mädchen Galina Smarnow, erschaffen. Ein Experiment, dessen Gelingen dem puren Zufall geschuldet ist und das er nun versucht zu reproduzieren. Willfährige Sklaven sollen erschaffen werden, die dann einflussreiche Stellen in Politik und Wirtschaft besetzen. Dank der Klon-Technik, kombiniert mit Magie, verfügt der Wissenschaftler über schier unerschöpfliche Mengen an Rohmaterial für seine Forschungen.

„Der Leib in der Retorte hatte Schwingen wie das Vogelmädchen Carlotta. Und jetzt war mir auch klar, wer uns angegriffen und was Kunasjanow mit den Proben getan hatte, die er von Carlotta genommen hatte. Das also war der teuflische Plan Rasputins; fliegende Killer, die er nach Bedarf züchtete.“


Teil 2 dieses aufreibenden Abenteuers geht an allen Fronten mit Volldampf weiter, wobei sich die Zusammenarbeit von Kunasjanow/Dr. Satanos und Rasputin nicht so unpassend anfühlt, wie es zunächst klingt. Die Männer haben erkannt, dass die Bündelung ihrer Ressourcen beiden Seiten Vorteile bringt. Angedeutet wird außerdem, dass ihnen der Götterwolf Lykaon wohlgesonnen ist und Satanos seine Klon-Technik zur Verfügung stellt. Eine neue, gestrichelte Verbindungslinie innerhalb des „John Sinclair“-Kosmos.

Dank den aufgeblasenen Egos von Rasputin und Satanos läuft jedoch nicht alles rund im Bunker. Beide sehen den jeweils anderen eher als temporäres (und verzichtbares) Mittel zum Zweck denn als gleichwertigen Partner. Der Wissenschaftler startet einige Alleingänge, und die Uneinigkeit der Hierarchie spielt John Sinclair und der immer noch gefangenen Karina Grischin in die Hände. Letztere entwickelt wider Willen eine immer stärkere Beziehung zu dem Zombie-Mädchen Galina, das sich eindringlich bemüht, wie ein Mensch zu sein und von Satanos wiederholt brutal gemaßregelt wird.

Dieses relativ umfassende Spiel mit den Charakteren sind die Dinge, die den Roman über einen ‚normalen‘ Grusel-Krimi hinausheben.

Parallel werden auch die Rückblenden fortgeführt, die das Schicksal des lange tot geglaubten Dr. Satanos zum Inhalt haben. Ian Rolf Hill bietet hier wieder einiges aus der „John Sinclair“-Historie auf, was teilweise bis zu den allerersten Heftnummern zurückreicht. Obschon Einiges davon reiner Fan-Service ist, sind die Szenen und Verknüpfungen doch absolut eindrucksvoll gelungen und bieten einen stimmungsvollen Kontrast zur Gegenwartshandlung. Der Werkstattbericht in der Heftmitte bietet auch nochmal einen Überblick darüber.

Alles in allem bilden die Bände 2079 und 2080 einen coolen Zweiteiler, der wieder viele Fäden aus der Vergangenheit der Serie aufgreift und zu einer stimmigen, originellen Story verknüpft.