Abara - Master Edition (Comic)

Tsutomu Nihei
Abara - Master Edition
Übersetzung: Jan-Christoph Müller
Cross Cult, 2022, Hardcover, 412 Seiten, 28,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

„Abara“ erschien bereits 2010 als zweibändige Mini-Serie bei EMA. Nun legt Cross Cult die Geschichte aber noch einmal als großformatige Master Editon im Hardcover auf, durch das nun auch die Zeichnungen besser zur Geltung kommen und einige wenige Farbseiten mit abgedruckt werden können.


Die Menschheit hat sich selbst an den Rande des Abgrunds gebracht. Nur wenige haben überlebt und fristen ein eher freudloses Dasein in Trümmerstädten. Das Leben ist nicht einfach, wird aber noch durch die Tatsache erschwert, dass immer wieder Weiße Gauna aus Menschen hervorbrechen und alles in ihrem Umfeld zerstören.

Denji Kudo will eigentlich nichts mehr mit den ganzen Mutationen zu tun haben, aber er hat keine andere Wahl, da er der einzige ist, der sich in einen Schwarzen Gauna verwandeln und die Weißen vernichten kann. Allerdings ist auch eine finstere Organisation daran interessiert, ihn in die Hände zu bekommen.


„Abara“ ist mehr oder weniger ein Frühwerk des Autors, das vermutlich noch vor „Knights of Sidonia“ entstand, aber dennoch lassen sich Parallelen entdecken, genauso wie bei „Blame!“. Und das macht die in sich geschlossene Geschichte durchaus für die Leser interessant, die beides kennen und schätzen.

Das Setting kommt einem seltsam vertraut vor, auch wenn es sich noch nicht um die Megastruktur handelt, die man bereits kennt. Dennoch kommt einem die Umgebung ähnlich kalt und leblos vor, ebenso wie die Menschen, die sich teilweise wie Zombies durch die Ruinen bewegen. Und dann sind da die Gauna, die einen ähnlichen Ursprung wie die aus der Weltraumserie haben, aber noch nicht so ausgereift scheinen. Was es mit ihnen auf sich hat, wird auch erst einmal nicht wirklich geklärt.

Tatsächlich bleibt die Handlung kryptisch und konzentriert sich ganz auf die Hauptfigur und ihre Versuche einerseits zu überleben, sich aus der ganzen Sache herauszuhalten und dann doch nicht anders zu können, als gegen die Weißen Gauna zu kämpfen. Und das rückt ihn natürlich in den Fokus einer skrupellosen Organisation, der er lieber aus dem Weg gehen möchte - und was dazu führt, dass der Jäger zum Gejagten wird. Und auch das ist im Kosmos von Tsutomu Nihei nicht gerade etwas Neues. Denn auch das hat Denji Kujo mit anderen Helden gemein: Sie sind einsame Wölfe, die immer wieder vor denen fliehen müssen, die sich eigentlich freuen sollten, dass er sie beschützt.

Die Master Edition von „Abara“ ist nicht unbedingt eine Geschichte, die man für sich lesen kann, weil sie letztendlich zu viele Fragen offen lässt, sie ist aber durchaus für die Fans interessant, die andere Serien Tsutomu Niheis kennen, gerade „Blame!“ und „Knights of Sidonia“, denn dieses Frühwerk nimmt doch Einiges vorweg.