Alex Aster: Lightlark (Buch)

Alex Aster
Lightlark
(Lightlark, 2022)
Übersetzung: Michaela Kolodziejok
dtv, 2022, Hardcover, 524 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Vor fünfhundert Jahren war die Insel Lightlark, einst Herrschersitz des Reiches, von sechs Völkern bewohnt. Damals geschah etwas, das sich bis in unsere heutigen Tage auswirkt: Ein Fluch traf das Reich, die unterschiedlichen magischen Kräfte der Völker wurden ins Gegenteil verkehrt. Nicht länger schützte und hegte zum Beispiel das Wildfolk die Natur, stattdessen waren sie verflucht worden, jene, in die sie sich verliebten, zu ermorden. Damit noch nicht genug, mussten sie sich fürderhin von menschlichen Herzen ernähren. Liebe wurde zu etwas Verbotenem, immer weniger Kinder wurden geboren. Neben dem bezaubernden Wildfolk, das über die Natur herrscht, gibt es noch die Nightshade, das Sunfolk, das Starfolk, das Skyfolk und das Moonfolk, jedes mit seinem eigenen Fluch belastet. Seit dem Fluch ist Lightlark durch einen verheerenden Sturm von der Umgebung abgeschottet.

Nur alle einhundert Jahre ist die Insel zugänglich. Dann treffen sich die Anführer der sechs Völker auf Lighlark zum Centennal. Der Wettbewerb bietet die prophezeite einzige Chance, den Fluch doch noch zu brechen, bevor die raue See sich die Insel und deren Bewohner einverleibt.

Isla Crown, nominelle Herrscherin des Wildfolks, wurde seit ihrer Kindheit darauf trainiert, am Wettstreit teilzunehmen. Dass sie ihre magischen Kräfte nicht erschließen kann darf niemand erfahren, wäre sie doch sonst ein leichtes Opfer für die anderen Herrscher. Dabei teleportiert sie dank eines aufgefundenen Reliks seit einigen Jahren durch die Reiche, lernt dabei Land und Leute im Exil kennen.

Dass sie sich mit einer anderen Herrscherin verbündet und Freundschaft schließt, nährt die Hoffnung ihre Magielosigkeit beim Wettstreit verschleiern zu können. Um den Fluch zu brechen, so besagt es zumindest die Prophezeiung, muss ein Herrscher sterben.


Nun könnte man annehmen, dass sich die Geschichte wie üblich entwickelt, nach dem Muster junge, unbedarfte Heldin meistert sämtliche gefährlichen Situationen, triumphiert gegen ihre fiesen Gegner und sorgt dafür, dass der Fluch gebrochen wird.

Nun, ganz so stereotyp bietet sich der Plot dann nicht an. Zwar erkennt der belesene Phantastik-Freund so einige der angebotenen Versatzstücke wieder, die Romanze unserer Chosen One mit dem Bad Boy darf ebensowenig fehlen wie die fiese Konkurrentin, die ihre sorgfältig ausgetüftelten Pläne ein ums andere Mal verhindert. Zusammen mit dem König Lightlarks - ja, die Herrscher werden zu Paaren zusammengeführt, um gemeinsam an der Lösung des Fluches zu wirken - sucht sie geradezu verzweifelt nach dem Herz der Insel, stößt dabei, wie bei der Suche nach einem Artefakt, das ihr die eigenen Kräfte zugänglich machen könnte, auf immer neue Erkenntnisse, wie auch auf zumeist finstere Rätsel.

Dabei hat die Verfasserin gerade im letzten Drittel des Romans so manche unerwartete wie auch vorhersehbare Wendungen in petto, baut dort schon die Ausgangslage für die Fortsetzung in den Roman mit ein.

Alles in allem eine gelungene Melange aus Bekanntem und Erprobten, das in einigen ungewöhnlichen Kombinationen angeboten wird. Das Buch selbst liest sich, hat man die ersten Kapitel überstanden und sich ein klein wenig in der Welt zurechtgefunden, spannend und kurzweilig.

Der Verlag hat dem Buch dazu in der Erstauflage noch einen wunderbar zum Inhalt passenden illustrierten Rundumschnitt gegönnt, der in Kombination mit dem tollen Cover das Interesse des potentiellen Käufers weckt.