Maddrax 595: Ausflug ins Grauen, Christian Schwarz (Buch)

Maddrax 595

Ausflug ins Grauen

Christian Schwarz

Bastei, 2022, Romanheft, 68 Seiten, 2,10 EUR

Rezension von Matthias Hesse

Ob in den Abenteuer-Romanen Jack Londons oder in den naturphilosophischen Betrachtungen eines Henry David Thoreau: Dem Gang in die Wildnis soll seit jeher eine besondere Wirkung innewohnen. Hier, in einer Hütte im Wald oder in der rauhen Einöde Alaskas, kann der entfremdete Zivilisationsmensch alle Falschheiten des modernen Lebens abschütteln und wieder ganz zu seinem wahren Selbst finden, das da unter allzuviel Ballast verschüttet liegt. „Maddrax“ zumindest macht die Probe aufs Exempel und schickt die Serie, die sich zuletzt als komplexe SF-Saga präsentiert hat, für eine Episode in die Felsensümpfe von Novis, um sich auf das zu besinnen, was sie mal war: eine Pulp-Serie.

„Ausflug ins Grauen“ ist der aktuelle Roman von Christian Schwarz betitelt, der auch als eine Verbeugung vor einem „echten S(c)hocker“ gelesen werden kann, so überdeutlich ist ihm der Verweis auf den 1973 erschienen Heftroman „Konga, der Menschenfrosch“ von Jürgen Grasmück alias Dan Shocker eingeschrieben. Und so wie dieser Klassiker ist die aktuelle „Maddrax“-Episode eher trashig als wirklich gruselig, lässt es aber dafür an Action nicht fehlen.

 

Es genügt ein Blick auf die Zusammenfassung, um zu erkennen, wie hier der Plot-Hase läuft. Eileen, Barbarin von den 13 Inseln, ist auf dem erdähnlichen Mond Novis gestrandet. Dort kann sie sich nützlich machen, indem sie die Alien-Schrift der Pacinowa zu entziffern hilft, da eine Linguistin oder ähnliche Fachkraft offenbar gerade nicht zur Hand ist. Damit ihre telepathische Übersensibilität sie aber nicht an dieser Aufgabe hindert, zieht sie sich in mönchische Klausur in eine Hütte in den Sümpfen zurück.

Dasselbe Ziel hat auch eine Gruppe problematischer Jugendlicher, die hier durch ein bisschen Survival-Training lernen sollen, sich den Gepflogenheiten der Zivilisation anzupassen. Doch alles pädagogische Kalkül ist zum Scheitern verurteilt, wenn man die Gefahren unterschätzt, die hier draußen lauern.


Zugegeben: Ein Blick auf das Cover verführt auch die Leser dazu, die Monster-Population der Woche auf die leichte Schulter zu nehmen. Diese tranig-melancholisch dreinblickende Amphibie mit Bauchnabel (!) soll der intelligenzbegabte Anführer einer Monster-Rasse mit dem knuffigen Namen Kwötschis sein? Und schon ist die Falle zugeschnappt, und wir befinden uns mitten in einem Angriff auf die Jugendlichen, der dann doch noch ziemlich gefährlich wird.

Abgerundet wird das Abenteuer mit einer komplett überflüssigen Nebenhandlung um die glückende und trotz eines hanebüchenen Zufalls nicht zu verhindernde Flucht Jacob Smythes vor seinen Verfolgern; die Protagonisten der Serie müssen offenbar noch ein bisschen Zeit rumkriegen, ehe es ins Zyklus-Finale geht.

Und so lässt mich die Lektüre mit gemischten Gefühlen zurück. Christian Schwarz ist ein echtes Urgestein im Autorenteam, der erst kürlich mit „Nachbeben“ einen grandiosen Beitrag hingelegt hat. Im Vergleich dazu ist „Ausflug ins Grauen“ tatsächlich eher ein Scherzchen und eine augenzwinkende Hommage an den Vater des BRD-Groschengrusels, dessen zahlreiche Heftchen ihren Kult-Status gleichsam durch reichlich beknackte Plots begründen. Und der Spaß, den Schwarz hier beim Schreiben hatte, überträgt sich durchaus auch beim Lesen.

Angesichts der Verdichtung der Gesamthandlung auf einen epischen Showdown hin wirkt dieser kleine Trip ins Grüne merkwürdig deplaziert.