Jenny Wood & Melanie Vogltanz: Path into Duat - Seth und Mafed (Buch)

Jenny Wood & Melanie Vogltanz
Path into Duat Seth und Mafed
Titelbild: Grit Richter
Art Skript Phantastik, 2022, Paperback, 600 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Mafed, einst altägyptischer Katzengott, hat in seinem Jahrtausende währenden Leben ja schon Einiges durchgemacht. Als der Gott, der die Toten ruft und ins Jenseits begleitet hat er Not, Elend und Verzweiflung kennengelernt.

Die letzten Jahre hat er in New York als Rechtsmediziner beim NYPD verbracht. Dass er im Verlauf eines Falles Detective Ian Barnell kennen und lieben lernte, macht sein Dasein nicht eben einfacher. Ein unsterblicher Gott und ein irischstämmiger Bulle, das kann, das wird nie gut gehen.

So wählt Mafed den Weg des Feiglings; er bricht die Brücken hinter sich ab, verlässt sein Luxus-Flat über Manhattan, verlässt seine wenigen Freunde und verlässt Barnell. Eine Reisetasche und sein Auto begleiten ihn gen Westen. Kalifornien ist sein Ziel - da spürt er an der Grenzen von Nevada eine altbekannte, gefürchtete Wesenheit.

Seth, Vernichter, Gott des Feuers und des Chaos und nicht unbedingt sein bester Kumpel, ist hier im Nirgendwo aufgeschlagen. Er hat sich eine heruntergekommene Spelunke abseits der Dörfer und Straßen gekauft, einige Rockergangs sind seine Kunden. Und Seth hat zwei Menschen in sein Leben gelassen: Tara und der schwule Billy, seine einzigen verbliebenen Gläubigen; doch eigentlich sind sie nicht einmal dies. Verloren sind sie, innerlich verzweifelt suchen und bieten sie etwas, das der Gott in all seiner Pracht nie gekannt hat - Freundschaft.

Als ein windiger Immobilienmakler, der Seth erpresst hat, verbrannt in einem Auto aufgefunden wird, gerät der Chaosgott ins Visier der Polizei - Mafed muss, will helfen - nur dass Seth das zunächst gar nicht will.


Jenny Wood kehrt nach ihrer Novelle „Totengeister“ sowie dem ersten Fall Mafeds („Totenfluch“) wieder in die Welt der ägyptischen Götter, die sich in unserer Zeit zurechtfinden müssen, zurück. Dieses Mal hat sie sich mit Melanie Vogltanz kundige Unterstützung an Bord geholt, den Handlungsort gewechselt und gleich noch eine etwas schwierige Gottheit eingebaut.

War ich von „Todesfluch“ ob der gelungenen Mischung als Kriminalroman mit phantastischen Elementen und der wunderbar stimmigen Darstellung einer gleichgeschlechtlichen Liebe im Entstehen an die Seiten gebannt, so schlug ich zunächst verwundert und ja auch enttäuscht das Buch auf. Kein Detective Barnell mehr, die Faszination der Stadt, die niemals schläft perdu, stattdessen die wenig greifbare Schönheit der kargen Wüste.

Darin platziert dann, ergänzend zu unserem Erzähler, drei Figuren: ein aufbrausender Gott und zwei Menschen - beide eher Verlierer im großen Roulette des Lebens. Bald schon wird klar, dass es im Buch wieder um mehrere Probleme geht. Das Verhältnis der beiden ägyptischen Gottheiten zueinander ist zu klären, und der Mord an dem Immobilien-Hai und dem Polizisten aufzuklären. Dass dabei gleichgeschlechtliche Beziehungen angesprochen werden ist schon schöne Übung, integrierter Bestandteil der Suche nach dem Verbrecher, der letztlich zwei Menschen ermordet hat.

Hier erwarten uns dann bekannte Figuren und Schemata. Die ermittelnde Polizistin, die nach dem Mord an ihrem Kollegen verbissen ihren auserspähten Schuldigen verfolgt, der weltfremde Gott, der sich in seiner neuen Umgebung schwer zurechtfindet, sich nicht ändern will, und Mafed, der an der Situation zunächst fast verzweifelt, sich dann aber wie immer integer und einfühlsam um die Auflösung bemüht.

Die Bühne - die Mojave-Wüste selbst - wird kaum genutzt, der Fokus liegt auf den Beziehungen der Figuren zueinander. Alles ein klein wenig zu stereotyp, um wirklich zu überraschen, gleichzeitig aber auch durchaus kurzweilig und gut zu lesen aufgezogen. Große Gefühle gibt es auch, sodass sich der Plot stilistisch angenehm unauffällig anbietet.

Ein klein wenig mehr hätten die beiden Verfasserinnen für meinen Geschmack die ägyptische Karte zücken können, zumal dann doch auch noch andere Göttinnen mitspielen.

Doch noch ist Mafeds Geschichte nicht abschließend erzählt, warten weitere Storys auf uns.