Boris Steidle: Internationaler Aufbruch zum vierten Planeten (Buch)

Boris Steidle
Internationaler Aufbruch zum vierten Planeten
2022, Paperback, 318 Seiten, 14,98 EUR

Rezension von Christel Scheja

Boris Steidle hat sich ganz der Science Fiction verschrieben und entwirft sehr gerne zukünftige Szenarien, die in nicht allzu ferner Zukunft spielen. So hat auch „Internationaler Aufbruch zum vierten Planeten“ seine realen Wurzeln, denn ähnliche Überlegungen gibt es schon heute.


Trotz Differenzen haben sich die drei federführenden Weltraumnationen zusammengerauft und arbeiten an einem gemeinsamen Projekt, der ersten Reise und Landung auf dem Mars. Speziell ausgewählte Astronauten sollen den roten Planeten erobern. Zuerst scheint trotz einiger kleinerer Zwischenfälle alles gut zu gehen, den das Team meistert alle Schwierigkeiten und bleibt stark. Doch das bleibt leider nicht so, sondern ergibt sich parallel zu den Entwicklungen auf der Erde - und so geht es am Ende für alle nur noch um das nackte Überleben.

 

Der Autor nimmt sich schon Zeit, die Mission in Szene zu setzen, beschreibt die Vorbereitungen und das Know-How, das die einzelnen Nationen miteinbringen. Erstaunlicherweise sind bei ihm die Chinesen und die Russen federführend, die USA spielen auch eher eine untergeordnete Rolle. Auch die Schwierigkeiten die sich auf der langen Reise ergeben werden ansprechend und detailgetreu in Szene gesetzt. Aber damit es nicht nur ein öder Missionsbericht wird, treten schon bald die ersten gravierenden Probleme auf.

Auf der Erde wie auch bei den Astronauten bröckelt die Fassade, vor allem als Misstrauen und Paranoia durch brechen und sich auch noch eine private Mission einmischt. Auf der Erde kommen die unterdrückten Spannungen wieder zum Tragen und entladen sich wie erwartet in einem großen Knall.

Das ist fachlich sehr sauber geschildert, allerdings liegen dem Autor die zwischenmenschlichen Beziehungen nicht so. Die Figuren wirken alle etwas hölzern, ihre Gefühle sind einfach gestrickt und die erotischen Szenen haben nichts prickelndes, auch wenn sie durchaus an den entsprechenden Stellen zu finden sind. Letztendlich bleibt der Eindruck recht zwiespältig: Die Ideen sind gut, nur die Ausführung ist manchmal ein wenig misslungen.

„Internationaler Aufbruch zum vierten Planeten“ hat immer dann seine großen Momente, wenn es darum geht die technischen und auch gesellschaftlichen Entwicklungen zu beschreiben, dabei gelingt es dem Autor immer mal wieder zum Nachdenken anzuregen. Was den Eindruck allerdings etwas schmälert sind die schwachen Figuren und der ungelenke Umgang mit Beziehungen und Gefühlen.