Jonathan Stroud: Die Berüchtigten - Scarlett & Browne 2 (Buch)

Jonathan Stroud
Die Berüchtigten
Scarlett & Browne 2
(The Notorious Scarlett & Browne, 2022)
Übersetzung: Katharina Orgaß und Gerald Jung
cbj, 2022, 444 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Vor Generationen versank die Welt, wie man sie bis dahin kannte, in Chaos und Vernichtung. Seitdem liegt London unter Wasser, weite Teile des ehemaligen Kingdoms sind verseucht, die Zivilisation auf einem eher dörflichen Level zurückgefahren.

Die Menschen haben sich in streng abgeschotteten Kleinstädten und Dörfern zurückgezogen, fanatische Glaubenskongregationen buhlen um Anhänger, das organisierte Verbrechen blüht. Die, die anders aussehen, sich von ihren Mitmenschen gleich in welcher Hinsicht auch unterscheiden, werden ausgegrenzt, verjagt und gefoltert.

In dieser Welt leben Scarlett und Albert. Beiden hat das Schicksal gar übel mitgespielt. Die Rothaarige bestritt ihren Lebensunterhalt damit, für die Bruderschaft der Hand Banken auszurauben und schneller als die örtlichen Büttel zu sein.

Seitdem sie den aus einem kirchlichen Sanatorium geflohenen Albert aufgegabelt hat, sind sie zusammen und auf eigene Rechnung unterwegs. Scarlett sucht die Ziele aus und übernimmt das Einbrechen und Kämpfen, Albert mit seiner besonderen Gabe die Gedanken anderer zu lesen, weist sie ein und warnt von unerwarteten Überraschungen.

Dumm dann allerdings, dass die Bruderschaft unsere beiden Freibeuter auf den Spuren Robins Hoods - schließlich geben sie einen Teil der Beute an die Armen ab - finden und vor die Wahl stellen: entweder sie rauben für die Bruderschaft einen Transport mit Artefakten aus einer der verschütteten Städte aus, oder ihre Freunde - und sie natürlich auch - müssen daran glauben - keine wirkliche Wahl, oder?


Jonathan Stroud hat seiner weltweiten Leserschar gar wunderbare Bücher geschenkt. Die tollen, witzigen und unterhaltsamen Bartimäus-Romane sind hier zu nennen, später legte der Brite nach und präsentierte uns mit „Lockwood & Co.“ eine weitere Bestseller-Reihe.

Bereits im ersten Teil dieser neuen Reihe präsentierte uns der Verfasser seine dystopische Welt, führte Figuren und Geheimnisse ebenso ein, wie die Machtstrukturen und natürlich unsere beiden Helden, so man sie derart betiteln mag.

Ich muss zugeben, dass der erste Teil mich ein klein wenig enttäuscht zurückließ. Ja, es war unterhaltsam, auch leidlich spannend, doch der typische Stroud’sche Sprachwitz, die Fähigkeit, seine Leser an die Seiten zu bannen, blieb doch eher unausgeprägt.

Vorliegend macht er es besser. Wieder erwarten packende Kämpfe die Leserinnen und Leser, begleitet man die Beiden durch ihre Welt, flieht mit ihnen und muss sich mit ihnen doch immer wieder neuen Herausforderungen und Gefahren stellen.

Wie im ersten Band stolpern sie buchstäblich von einer gefährlichen Situation in die nächste, müssen sich immer wieder ihrer Haut wehren. Der Zufall in Gestalt des Verfassers gönnt ihnen aber auch keine Ruhe. So bietet sich der Plot durchaus abwechslungsreich und kurzweilig an, faszinieren die jugendlichen, auf die Zielgruppe zugeschnittenen Erzähler und lassen einen in der wunderbar unauffälligen Übersetzung der versierten Übersetzer an die Seiten bannen.