Joachim Masannek: Das verheißene Land – Honky Tonk Pirates 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 24. Dezember 2010 13:53
Joachim Masannek
Das verheißene Land
Honky Tonk Pirates 1
Titelillustration von Susann Bieling
cbj, 2010, Hardcover, 224 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-3570-15265-2
Von Carsten Kuhr
Kennen Sie die Wilden Kerle? Ja, bestimmt sind Ihnen in den Kaufhäusern schon die entsprechenden Verkaufsstände aufgefallen, in denen genervte Eltern T-Shirts, Bettwäsche und Bücher erwerben dürfen, um ihre Kids ruhigzustellen. Einfallen lassen hat sich die Geschichte um die Knirpse ein gewisser Joachim Masannek. Und genau dieser hat nun ein neues Projekt am Laufen: „Honky Tonk Pirates“. Eine Buchreihe ist bei cbj im Angebot, ein Film in Vorbereitung.
Um was geht es? Willfried Zacharias Karl Otto Stupps ist gerade einmal vierzehn Jahre alt und lebt in Berlin. Einem Berlin aber, das mit der Multi-Kulti-Metropole unserer Tage noch recht wenig zu tun hat. Will lebt nämlich m Berlin des Jahres 1760 und schlägt sich als Waisenknabe mit tolldreisten Diebstählen durch. Sein Traum, als Pirat in die Geschichte einzugehen, verleitet den Jungen dazu, wagemutig – andere würden es eher wahnsinnig nennen – der Obrigkeit eine lange Nase zu drehen, und die habgierigen Adeligen in ihren Kutschen und Sänften ein ums andere Mal um das zu erleichtern, was ihnen am Teuersten ist – ihr Silber.
Eines Tages aber, einmal wieder ist eine Schlacht zwischen den tapferen Preußen und den Soldaten der Zarin anberaumt, versucht er sein Husarenstück am Falschen. Baron de Talleyrand erwischt ihn mit der Hand am Schatz, in diesem Fall ein Teil eines magischen Amuletts, und schon geht die Jagd erst so richtig los. Schon bald verlässt Will und mit ihm der Leser die triste, hungernde Stadt an der Spree und begibt sich in schillernde Gefilde. In New Nassau, der Pirateninsel, muss Will beweisen, dass er nicht nur das Zeug zum echten Piraten hat, sondern auch, was ihm seine Freundschaft zum farbigen Jo wert ist...
Mit vorliegendem Buch startet Masannek seine neue Reihe für junge Leser. Und, wie kann es anders sein, es ist einmal mehr eine Erzählung in der es um Mut, darum, sich für das Richtige zu entscheiden, aber natürlich auch um Abenteuer geht. Folgerichtig ist daher, dass der Autor den Blick vor den Grausamkeiten des Krieges nicht abwendet. Im Gefecht der hungerrekrutierten Preußen gegen die zwangsverpflichteten Russen wird gelitten, verletzt und gestorben. Eulenfels, der geheime Minister und damit eigentlicher Herrscher über Berlin, scheut sich nicht davor, Soldaten mit Kartoffeln für ihre darbenden Kinder zu rekrutieren, während er selbst üppig, ja überschwänglich am Rande des Schlachtfeldes speist – um der Wahrheit die Ehe zu geben: völlert. Die hungernden Familien, die Grausamkeit des Krieges und die Ungerechtigkeit der Herrschenden werden dabei in aller Deutlichkeit angesprochen, wobei auffällt, dass auf grelle Schockeffekte glücklicherweise verzichtet wird.
Geschickt hat der Autor seine Gestalten ausgewählt. Mit Will hat er den typisch vorlauten, mutigen Aufschneider, der voller Elan und Phantasie oft bedenkenlos nach vorne stürzt, ins Zentrum gestellt. Das ist eine charismatische Identifikationsfigur, die den Leser förmlich in die Handlung hineinreißt. Demgegenüber bietet sich Jo als der Träumer an, der vorsichtig agiert, eher zuviel nachdenkt, und als Gewissen unseres Helden fungiert. Dazu gesellen sich solch illustre Gestalten wie Moses Kahiki, ein eigenartiger Vogel oder Honky Tonk Hannah, die modebewusste, tapfere Frauenfigur. Als Antagonist agiert der finster-böse Talleyrand, der gewissenlos agiert und vor dem man sich wirklich fürchten muss. Das erinnert von der Aufstellung her ein wenig an Peter Pan und Kapitän Hook, geht aber ganz eigene Wege.
Viel exotisches Abenteuergarn wartet darauf, dass sich der jugendliche Leser diesem zuwendet, so dass ein wirtschaftlicher Erfolg vorprogrammiert zu sein scheint.