Blood on the Tracks 1 (Comic)

Shuzo Oshimi
Blood on the Tracks 1
Übersetzung: Jan-Christoph Müller
Cross Cult, 2022, Paperback, 216 Seiten, 10,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

„Blood on the Tracks“ ist eine der Geschichten, die alltäglich und harmonisch beginnen, dann aber nach und nach enthüllen, dass hinter den Kulissen etwas ganz und gar nicht stimmt, weil eine Person nicht die ist, die sie zu sein scheint. Und das Thema hier ist gar nicht so aus der Luft gegriffen, wie man denkt.


Eigentlich kann sich Seiichi Osabe glücklich schätzen, denn er lebt in einer scheinbar perfekten Familie. Sein Vater bringt ordentlich Geld mit nach Hause, so dass sie sorgenfrei leben können, die Mutter liest ihm jeden Wunsch von den Lippen ab. Und doch merken andere immer wieder, dass etwas an der ganzen Sache faul ist. Gelegentlich machen sie Andeutungen, aber erst ein tragischer Zwischenfall bei einem Familienausflug öffnet dem Teenager die Augen.

 

Erfahrenen Lesern ist vermutlich schnell klar, was das Thema der Geschichte ist, unerfahrene können sich überraschen lassen. Doch zuvor kann man erst einmal den Alltag eines ganz normalen Teenagers genießen. Seiichi scheint auch ganz zufrieden mit den Umständen zu sein, denn er wird ja nach Strich und Faden verwöhnt, hat aber auch Freiheiten. So bemerkt er gar nicht, dass Einiges nicht stimmt, deutlich wird das erst, als eine Katze ins Spiel kommt.

Auch der Mutter ist nicht anzusehen, was in ihrem Kopf vor sich geht. Wie in jedem guten Thriller scheint sie ganz normal zu sein, eine Mutter aus Leidenschaft, die ihr Kind auf Händen trägt und ihm all ihre Liebe schenkt. Doch zum Ende hin werden dem Helden und den Lesern die Augen geöffnet, verraten, was wirklich in ihr steckt, so dass man durch den Cliffhanger bereits neugierig auf den nächsten Band der angenehm realistisch gezeichneten Serie ist.

„Blood on the Tracks“ bewegt sich irgendwo zwischen Psycho-Thriller und Familiendrama. Die Geschichte geht durch ihre Normalität gehörig unter die Haut, gerade weil die Protagonisten voll aus dem Leben gegriffen sind.