J. R. Ward: Wolf - Black Dagger Prison Camp 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 30. August 2022 10:38
J. R. Ward
Wolf
Black Dagger Prison Camp 2
(The Wolf, 2021)
Übersetzung: Franziska Brück
Heyne, 2022, Taschenbuch,590 Seiten, 10,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Es lag gut versteckt tief unter der Erde - und fast alle Vampire hatten vergessen, dass es überhaupt existiert. Die Rede ist natürlich vom Gefängnis der Glymera, in das Vampire und Mischwesen aller Art, die sich eines unentschuldbaren Vergehens schuldig gemacht hatten, gesteckt wurden. Dass dabei auch immer wieder Unschuldige hinter den schwedischen Gardinen landeten, störte niemand. Zumal Command, wie die Leiterin der Einrichtung hieß, ein höchst lukratives Geschäft mit den Insassen aufzog - schließlich mussten die Fixkosten ja gedeckt werden. So produzierten die Knastbrüder und Schwestern Drogen - bis die Sache aufflog.
Als die Black Dagger das Labyrinth stürmten aber stießen sie nur mehr auf verlassene Tunnel. Das Drogenlabor und die Insassen waren verlegt worden - die Suche nach dem neuen Unterschlupf dauert an.
Derweil versucht die menschliche Ordnungsmacht, den Drogenhändlern auf die Schliche zu kommen. Rio, eine Undercover-Agentin, hat sich in die Organisation eingeschlichen, soll herausfinden, wer die Hintermänner der Koks- und Heroinpäckchen sind, wie der Vertrieb funktioniert. Dass sie dabei einem der Mittelsmänner begegnet, soll sich als folgenschwer erweisen.
Lucan, wie der Halb-Wolfen heißt, rettet ihr nicht nur als sie auffliegt dreimal das Leben, er bringt sie auch dahin, wo sie hinwollte, hinmusste - mitten hinein in das Drogenlabor und auf die Spur des Hintermannes…
J. R. Ward baut ihre Schöpfung immer weiter aus. Neben der Fortschreibung der „Black Dagger“-Serie, die bei uns mittlerweile immerhin schon bei Band 37 angekommen ist, präsentiert sie uns Spin-offs, wie es neudeutsch so schön heißt. Nach dem Start der bislang vierteiligen „Black Dagger Legacy“-Reihe, legt sie uns nun den bislang im Original dreiteiligen „Black Dagger Prison Camp“-Zyklus vor.
Inhaltlich aber wartet wenig wirklich Neues auf uns. Selbst das Figurenkabinett rekrutiert sich zur Hälfte aus den uns bestens bekannten Daggern der Hauptserie, die nun um Renegaten, Verbrecher und Menschen verstärkt werden.
Ansonsten, von der Grundanlage her, das gewohnte Bild. Soll heißen, unser männliche Held findet zufällig seine toughe, menschliche Shellan, zusammen kämpfen sie aufopfernd gegen die Bösen - großes, dramatisches, actionreiches Finale. Angereichert wird dies mit der erfolgsgewohnten Mischung aus plakativen Sex-Szenen und jeder Menge packend verfassten Kämpfen.
Das Besondere dieser Bände - dies gilt auch für vorliegenden Roman - ist sicherlich, dass Ward andere Figuren der Vampirsippe, die nicht unbedingt mit den Black Dagger verknüpft sind, näher beleuchtet. Das ist ein Teil der Vampir-Community, der uns bis dato vorenthalten wurde. Was passiert mit Verbrechern unter den Vampiren, wie werden sie bestraft, wo und wie aus dem Verkehr gezogen, wie leben Mischwesen, was passiert mit den Vampiren, die nicht zum reichen Adel gehören, die darben?
Auch wenn dieser Roman noch länger als der Auftakttitel der Subreihe geworden ist, liest er sich flüssiger und auch nicht so überfrachtet, wie der erste Teil. Die Kriminal-Handlung um die verdeckten Ermittlungen im Drogenmilieu sind geschickt mit den Vampiren verwoben, der Halb-Werwolf ein interessanter Protagonist, die toughe Polizistin zwar stereotyp aber dennoch überzeugend charakterisiert.
So bleibt mir als Fazit, dass sich der Roman trotz seiner Länge flüssig auf einen Rutsch las, die Schöpfung um die Black Dagger bereicherte und neugierig darauf macht, wie Ward die Handlungsfäden im dritten Teil aufgreifen wird.