Boris Koch: Das Lied der Toteneiche - Der Drachenflüsterer 5 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 17. August 2022 18:35
Boris Koch
Das Lied der Toteneiche
Der Drachenflüsterer 5
Titelbild: Luisa Preißler
Karte: Andreas Hancock.
Innenillustrationen: Dirk Schulz
Heyne, 2020, Hardcover, 430 Seiten, 16,00 EUR
Rezension von Gunther Barnewald
Boris Koch ist den Lesern der Phantastik eher durch seine gruseligen Geschichten bekannt, einem größeren Lesekreis aber auch als erfolgreicher Fantasy-Autor. Vor allem die Serie um den Drachenflüsterer Ben (2008 gestartet), der mit seinen magischen Kräften verletzte Drachen heilen kann, hat bei vielen Lesern (zurecht) einen sehr guten Eindruck hinterlassen.
Der vorliegende Band ist der fünfte in dieser Reihe, und erzählt, in sich abgeschlossen, das weitere Leben von Ben und den ihn unterstützenden Rebellen und Drachen um ihn herum.
Denn im magischen Großtirdischen Reich herrscht der allmächtige Ritterorden, der Drachen dadurch versklavt hat, dass er ihnen die Flügel abschlagen ließ. Dadurch verkümmern auch Intelligenz und Sprachfähigkeit der Drachen, was dazu führte, dass diese zu dressierbaren „Tieren“ degenerierten.
Auf die Macht der Drachen vertraut der brutale Orden, der aktuell vom Hohen Abt Moghon geführt wird.
Als nun plötzlich der junge Ben auftaucht, der vermittels seiner magischen Kräfte den Drachen ihre Flügel und damit ihre Fähigkeiten recht schnell zurückgeben kann, wird er sofort zur größten Bedrohung der Macht der Ritter.
Doch Ben kann Verbündete gewinnen, dem Orden und seinen Kämpfern widerstehen und sich und seinen Unterstützern sogar die alte Burg „Das Verlies der Stürme“ auf einer kleinen Meeresinsel erobern, von wo aus Ben und seine Gefährten versuchen, immer mehr Drachen zu befreien.
Durch die Flugfähigkeit der magischen Geschöpfe, sind die Rebellen dem Orden schnell überlegen. Deshalb ersinnt Moghon den Plan, Bens Vater, den dieser aber kaum kennt, entführen, verurteilen und hinrichten zu lassen, damit Ben versuchen möge, seinen Vater zu befreien. Natürlich eine gigantische Falle, die zuschnappen und Ben dem Orden ausliefern soll.
Aber natürlich hat der Abt die Rechnung ohne Ben, dessen Gefährten und die ganzen Drachen gemacht, die Ben unterstützen und so entbrennt ein weiterer Kampf zwischen den Rebellen und dem Ritterorden...
Auch im fünften Band der Reihe erwartet den Leser wieder ideenreich Kost und phantasievolle Unterhaltung. Besonders wohltuend ist es dabei, dass Boris Koch einer der wenigen Autoren zu sein scheint, bei dem es nicht immer um Weltuntergang oder glorreichen Sieg geht. Denn der Krieg zwischen den Rebellen und dem Orden wird nicht durch eine einzige Schlacht entschieden, und vor allem sind Ben und seine Freunde nicht auf jeder einzelnen Seite in Todesgefahr.
Zwar fehlt dem Buch der durchgehende Spannungsbogen etwas, was der Autor aber durch viele kleine interessante Abenteuer mehr als wettmacht.
Erneut macht es großen Spaß, Ben und seinen Helfern zu folgen, auf den Drachen zu fliegen und dem „bösen“ Moghon das eine oder andere Schnippchen zu schlagen. Und egal ob ein riesiges Weinfass gestohlen werden soll, im Meer nach Schätzen gesucht wird oder Bens vermeintlicher Vater befreit werden soll, immer zittert man mit und freut sich über jeden Erfolg der Helden.
Kochs klarer und kohärenter Stil ist dabei ein großer Lesegenuss und es ist erfreulich, nach so langer Zeit wieder mit Ben Abenteuer bestehen zu können.
Schade nur, dass die Bücher immer in so großem Abstand erscheinen (der Beginn der Serie liegt mittlerweile fast 15 Jahre zurück), aber vielleicht ist dies auch gut so, denn dies garantiert offensichtlich, dass der Autor sich nicht irgendwelchen fantasytypischen Dummfug (Klischee, ick hör dir trapsen!) aus den Fingern saugt (darunter litt der zweite Band der Serie etwas), sondern wirklich immer wieder gute neue Ideen einbringt.
Also: Für geduldige Leser, die nicht immer gleich nach dem ersten Band schon den fünften Roman des siebenten Zyklus fordern, die richtige Lektüre, zum langsamen und gründlichen Genuss, ohne Hektik und mit ganz viel Phantasie.