Christine Ambrosius: Gotteshand und Teufelsbiss (Buch)

Christine Ambrosius
Gotteshand und Teufelsbiss
2022, Paperback, 596 Seiten, 17,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die im Rheinland und Südfrankreich aufgewachsene Christine Ambrosius ist als Betriebswirtin für Tourismus immer wieder in der Welt unterwegs gewesen, lebte sogar einige Zeit in den USA und entwickelte so ein Interesse für andere Kulturen. Sie debütierte mit ihrem Roman „Ein Hauch Muskat“ vor einigen Jahren, nun legt sie mit „Gotteshand und Teufelsbiss“ nach.


In und um Dresden brodelt es im Jahr 1691. Der fanatische Priester Voscherau hat es auf die in einem kleinen Dorf lebende Kräutersammlerin Sabina und ihre Töchter abgesehen, versucht sie mit allen Mitteln der Hexerei zu überführen, so dass schließlich nur noch die Flucht aus der Heimat bleibt.

Sabina kommt bei Freunden unter, während Lena ihrer Schwester Aurelia nach Dresden folgt, dort in einer Apotheke unterkommt und nach und nach in die Intrigen der Adligen verwickelt wird. Denn immer wieder sterben Menschen unter ungeklärten Umständen, wie auch der Stadtchirurg Martin de Spina in seinem Hospital merkt.

Lena und der junge Arzt kommen einander näher, als sie nach den Gründen für die oftmals qualvollen Tode suchen und schon bald ist klar, dass Gift im Spiel ist.


Angesiedelt ist die Geschichte in der Zeit des Barock und im Fürstentum Sachsen. Die Hexenverfolgung spielt ebenso mit hinein wie auch die Intrigenspiele der Adligen rund um die Fürstenhäuser. Es geht nicht um die große Politik, sondern mehr um den Machterhalt im Kleinen, wie vor allem die Mätressen beweisen.

Die Autorin zeigt, das Frauen damals durchaus die Möglichkeit hatten, Einfluss zu nehmen und sich ein Vermögen zu sichern, dass sie bis zu einem gewissen Grad sogar Freiheiten genossen, wenn sie bereit waren, auch die Risiken einzugehen.

Gerade die Heldin, ihre Familie und letztendlich auch die anderen Frauen, denen sie begegnet, treten selbstbewusst auf, verfolgen klar ihre Ziele und sehen auch zu, dass sie nichts verlieren. Natürlich werden ihnen auch immer wieder die Grenzen durch die patriarchalisch ausgerichtete Gesellschaft aufgezeigt - und gerade diese Gefahren machen das Geschehen so spannend.

Mit Lena und Martin rücken zwei Hauptfiguren in den Fokus, die am Anfang noch unerfahren wirken, sich aber nach und nach weiter entwickeln, weil sie dazu lernen und das Selbstbewusstsein haben, nicht aufzugeben.

Die Handlung selbst ist geschickt miteinander verwoben. Die bekannten Versatzstücke um die Hexenverfolgung durch blindwütige Fanatiker werden ebenso gelungen neuinterpretiert, wie das Gemauschel an den Höfen der Adligen. Auch wenn Vieles fiktiv sein mag, so fühlt sich gerade der kulturelle Hintergrund gut recherchiert an und zeigt, dass Frauen nicht nur auf wenige Dinge reduziert sein mussten. Auch die romantischen Aspekte sind vorhanden, bleiben aber angenehm im Hintergrund und wirken keinen Moment aufgesetzt.

Die Geschichte selbst ist flott und unterhaltsam erzählt, es kommt durch geschickt eingewobene Andeutungen und Hinweise keine Langeweile auf. Und auch die Nebenfiguren erhalten genug Profil, so dass sie mehr als reine Stichwortgeber sind.

„Gotteshand und Teufelsbiss“ ist ein Historischer Roman, der zwar mit bekannten Versatzstücken arbeitet, diese aber in eine unterhaltsame und kurzweilige Handlung bettet und immer wieder neu interpretiert. Gerade zum Ende fügen sich alle Andeutungen und Hinweise zu einem runden Bild zusammen, so dass man das Buch zufrieden aus der Hand legt.