Andrzej Sapkowski: The Witcher - Das kleinere Übel (Buch)

Andrzej Sapkowski
The Witcher - Das kleinere Übel
(Le mondre mal, 2020)
Titelbild und Zeichnungen: Ugo Pinson
Übersetzung: Erik Simon
Heyne, 2022, Hardcover, 56 Seiten, 28,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Der Hexer ist einmal mehr auf der Suche nach einem Ort, an dem er zur Ruhe kommen kann. Als er eine erschlagene Kikimora beim örtlichen Schulzen abgeben will, bekommt er zwar keine Münzen, wohl aber ein Bett unter dem Dach seines alten Bekannten. Dass der Schulze nicht der einige Bewohner ist, den Geralt kennt zeigt sich, als er den Turm des Hofzauberers besucht. Hier residiert, zurückgezogen und unter einem fremden Namen, ein alter Bekannter: Stregobor, der Zauberer.

 Es hat einen guten Grund, dass der Mächtige sich hier ins Nirgendwo geflüchtet hat. Eine Frau, eine frühere Prinzessin, ist ihm auf den Fersen. Die Würgerin hat sich durch die blutige Rache, die sie für erlittenes Unrecht genommen hat, einen Namen gemacht. Jetzt kommt sie kurz vor dem Jahrmarkt zusammen mit ihrer Truppe an skrupellosen Halsabschneidern in den Ort - ihr Ultimatum ist einfach: Entweder stellt sich der Zauberer - oder sie wird ein Blutbad unter den Unschuldigen anrichten, bis diese ihr den Magier übergeben. Etwas, das Geralt nicht zulassen darf, nicht zulassen kann, nicht zulassen wird…


Weiter geht es mit dem zweiten von insgesamt sechs wunderbaren Umsetzungen einiger Kurzgeschichten um den gefeierten Hexer in Zusammenarbeit mit begnadeten französischen Zeichnern.

Die über-großformatigen Halbleinenbände sind durchgängig ganzseitig illustriert. Nach Timothée Montaigne darf vorliegend Ugo Pinson sein künstlerisches Talent beweisen. Und wirklich: Die Bilder, mit denen er den Kampf des Einen gegen die Bande optisch umsetzt - „Zwölf Uhr mittags“ lässt thematisch grüßen -, sind beeindruckend. Farbenprächtig kommen die Bilder daher; im zu kurz geraten Nachwort erläutert er, wie er sich auf die Motive vorbereitet hat, wie er sich selbst einen Plan des Marktplatzes, auf dem der Showdown stattfindet, gefertigt hat, um perspektivisch richtig malen zu können.

Die Bilder illustrieren die Handlung erneut nicht nur, nein, sie fügen der Geschichte eine weitere, optische Dimension hinzu. Die Gemälde verwöhnen das Auge mit ihrer farblichen Pracht, greifen dabei die Stimmung - aber auch das Tempo - des Kampfes auf und setzten beides bildlich wunderbar um.

So ist dies erneut ein Prachtband geworden. Ein Buch, das den Text bildlich kongenial ergänzt, aus der Synthese von Text und Bild etwas Neues, ein Mehr schafft und uns Geralt in all seiner Faszination näher bringt.