Death Parade Vol. 3 (DVD)

Death Parade Vol. 3
J 2015

Rezension von Elmar Huber

Wenn zwei Menschen zur gleichen Zeit sterben, landen ihre Seelen in einer Zwischenwelt, wo sogenannte Schiedsrichter über das weitere Schicksal entscheiden, indem sie die Ankömmlinge nach einer kurzen Einleitung diversen Spielen aussetzen. Dass es dabei um ihr Leben geht, ruft die verschiedensten Reaktionen bei den Spielenden hervor, anhand derer die Schiedsrichter entscheiden, welche Seele wiedergeboren und welche der Verdammnis überantwortet wird. Eines dieser Zwischenreiche ist die Bar Quindecim, in der der Barkeeper Decim mit Unterstützung seiner menschlichen Assistentin Chiyuki als Schiedsrichter fungiert.

„Death Counter“:
Shimada und Tatsumi erinnern sich, dass sie die Morde, die auszuführen sie geschworen hatten, bereits begangen haben (siehe Vol. 2). Tatsumi fällt ein, dass seine Schwester von einem zweiten Mann berichtet hat, der ihre Vergewaltigung beobachtet hat. So opfert sich der Polizist Tatsumi, damit Shimada ins Leben zurückkehren kann, um auch diese Rache zu vollenden. Doch die letzte Erinnerung der beiden offenbart noch eine weitere Verbindung zwischen Shimada und Tatsumi.

„Story Teller”:
Aufgrund des letzten Falls äußert Decim Nona gegenüber Zweifel an der Art der Urteilsfindung. Er gibt zu bedenken, dass die Situation, in die die Menschen von ihnen gedrängt werden, Dunkelheit und Hass möglicherweise erst entstehen lassen. Um ihn unter Druck zu setzten, zwingt Nona ihn, endlich ein Urteil über seine Assistentin Chiyuki zu fällen, die nun gegen einen neuen Gast antreten muss: eine alte Frau namens Sachiko Uemura, die bald herausfindet, dass sie tot ist, aber nach einem erfüllten Leben ihren Frieden damit gemacht hat. Diese unvorhergesehene Reaktion der Frau verstärkt noch Decims Wunsch, die menschlichen Gefühle zu verstehen, um ein gerechtes Urteil fällen zu können.

„Memento Mori”:
Chiyuki erinnert sich daran, dass sie im Leben eine begnadete Eisläuferin war, bis sie sich das Knie verletzt hat und nicht mehr auf das Eis zurückkonnte. Der Schmerz darüber, dass ihr das, was ihr bleibt, nur wenig bedeutet, treibt sie in den Selbstmord.

„Suicide Tour“:
Da sie sich schon so lange im Quindecim aufhält, verwandelt sich Chiyuki nach und nach in eine Marionette. Decim bringt sie zurück in ihr irdisches zu Hause und eröffnet ihr die Möglichkeit, das Quindecim zu vergessen, in ihr altes Leben zurückzukehren und einen anderen Menschen an ihrer statt sterben zu lassen.


Das abschließende Vol. der außergewöhnlichen Anime-Serie wird von der direkten Fortsetzung von „Death Rally“ (auf Vol. 2) eröffnet, die noch einige Überraschungsmomente auf Lager hat. War Teil 1 schon sehr düster, wird es in „Death Counter“ regelrecht abgründig, denn die neuerlichen, erinnerungsbedingten Story-Wendungen und die erschreckenden Enthüllungen, die die Figuren plötzlich in einem anderen Licht erscheinen lassen, machen es Decim schwer, ein Urteil zu fällen.

Die Episoden 10 bis 12 kann man als losen Dreiteiler sehen, denn sie bauen aufeinander auf und bedingen sich gegenseitig. Eigentlich bringt die Doppelepisode 9/10 bereits die Ereignisse in Gang; Decim stellt daraufhin das Prinzip des Zweikampfs auf Leben und Tod infrage, um wirklich objektiv zu entscheiden, wer es verdient, wiede geboren zu werden, und wer in die Verdammnis eingeht. Er glaubt, dass diese extreme Stress-Situation nicht das wahre Wesen der Menschen zeigt, sondern das Schlechte erst entstehen lässt. Statt die Kritik zu überdenken, verweist Chefin Nona Decim wieder auf seinen Platz, indem sie ihn drängt, vor der eigenen Haustür zu kehren, sprich, endlich ein Urteil über seine geschätzte Assistentin Chiyuki zu fällen, die einst im Quindecim ankam und sich ihres Todes bereits bewusst war. Ausgerechnet der nächste Gast, der nun gegen Chiyuki spielen soll, ergibt sich willig in sein Schicksal, was Decim noch mehr verwirrt.

So strebt „Death Parade“ Schritt für Schritt einem leidenschaftlichen Höhepunkt entgegen. Decim zeigt Chuyuki, welches Leid ihr Tod verursacht hat. Und obwohl sie ihre Tat nun bedauert und die Möglichkeit bekommt, alles rückgängig zu machen, indem sie einen anderen Menschen sterben lässt, entscheidet sie sich in einer wahren Gefühlsexplosion dagegen. Eine emotionale Welle, von der auch Decim erfasst wird, der damit endlich das Wesen der Menschen begreift. Und so findet „Death Parade“ einen gut vorbereiteten und runden Abschluss. Dass man sich am Ende stark auf Decim und Chiyuki konzentriert, sodass andere Handlungsfäden und alle sonstigen Figuren in der Luft hängen bleiben, stört dabei gar nicht weiter.

Technisch sind die Episoden ebenfalls wieder brillant umgesetzt. Ist „Death Counter“ noch sehr martialisch inszeniert, garniert mit Nahaufnahmen und extremen Zeitlupen, kommen die abschließenden Episoden sehr viel ruhiger und bedächtiger daher, auch wenn ein zu erwartendes Maß an Pathos nicht fehlen darf.

Der emotionsgeladene Abschluss der Anime-Serie wendet sich von den Einzelspielen ab und konzentriert sich deutlich auf Decim und Chiyuki und damit auf die Frage, was denn Menschlichkeit ausmacht.