Charles Platt: Die Weltenschöpfer - Band 2 (Buch)

Charles Platt
Die Weltenschöpfer - Band 2
(Dream Makers, 2022)
Übersetzung: Frank Böhmert, Andreas Fliedner, Horst Illmer u.a.
Titelbild: Benswerk
Memoranda, 2022, Paperback, 356 Seiten, 21,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Vorhang auf zum zweiten von insgesamt drei Bänden mit Interviews berühmter Science-Fiction-Autorinnen und -Autoren.

Nur, so ganz richtig ist meine Aussage nicht. Wenn Sie, lieber Leser, nun annehmen, eine Aneinanderreihung von Frage- und Antwortspielen zu erhalten, so werden Sie sich verwundert die Augen reiben. Charles Platt, selbst Autor und seit Jahrzehnten intimer Kenner der Materie, hat das Who is Who der klassischen SF besucht und mit ihnen in aller Regel bei ihnen zu Hause Gespräche geführt.

Seine Aufnahmen - damals ab den 60er Jahren war man noch mit einem Kassetten-Recorder unterwegs -, nahm er als Grundlage für jeweils kurze Artikel über die Begegnungen, über das Werk des jeweils interviewten Verfassers und sein Leben. Für diese deutschsprachige Ausgabe hat Platt seine Abhandlungen noch einmal überarbeitet.

Immer wieder kommen die Autoren selbst als Zitat zu Wort, Platt ordnet das Werk, seine Bedeutung und Besonderheiten dann ein.

Das liest sich, gerade weil Platt immer versucht hat tiefer zu gehen, auch den Menschen, dessen Verhalten, Einstellung und Absichten zu beleuchten, unheimlich intensiv, ja intim und interessant. Dabei scheut unser Interviewer auch nicht davor zurück, persönliche Beziehungen zu den Autoren einfließen zu lassen - man merkt schlicht, ob er den Verfasser mag oder diesem eher distanziert gegenüber steht.

Gerade weil er sich erfolgreich bemüht, tiefer zu blicken, den Menschen der ihm in den Gesprächen gegenübersitzt nicht nur auf sein Werk zu reduzieren, wirken die Beiträge so faszinierend. Man findet sich als Leser fast ein wenig am Ort des Geschehens wieder, sitzt mit Platt im Geiste auf der Couch.

In diesem Band hat der Interviewer viele der Autoren der New Wave inkludiert. Moorcock, Ballard, Brunner und Co. werden dabei ebenso porträtiert, wie Burroughs oder Sladek. Daneben stehen aber auch einige klassische Verfasser (Bradbury, Herbert, Silverberg, Pournelle oder Niven) Rede und Antwort. Man erfährt hier Vieles, was man bislang bestimmt noch nicht wusste, bekommt einen Blick auf den Menschen hinter dem Namen.

So erwartet uns in diesen Streiflichtern, denen der Verlag dankenswerterweise die Abbildungen der berühmtesten Titelbilder der entsprechenden Veröffentlichungen beigegeben hat, die unverfälschten Eindrücke von den dieses Mal 21 Menschen, die Platt begegneten, die er in seinen Portraits festgehalten hat.

Vorliegender zweiter Band der Gespräche und Erinnerungen bietet uns damit erneut eine höchst willkommene Gelegenheit, die literarischen Helden unserer Jugend einmal besser, persönlicher kennenzulernen, als dies sonst möglich wäre. Wenn der eine oder andere Rezipient dadurch angestiftet würde, einmal wieder zu einem Buch des jeweiligen Autors zu greifen, käme dies als Bonus zu der unterhaltsamen, erhellenden Lektüre obendrauf.