Terror in Tokio Vol. 1 (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 22. Mai 2022 12:28

Terror in Tokio Vol. 1
J 2014
Rezension von Elmar Huber
Die beiden Jugendlichen Arata „Nine“ Kokonoe und Touji „Twelve" Hisami sind nicht nur die harmlosen neuen Austauschschüler an einer Tokioter Highschool, für die sie sich vordergründig ausgeben. Hinter Masken versteckt, agieren sie gemeinsam als „Sphinx“ und bereiten Terror-Anschläge in der Millionen-Metropole vor. Vor den Anschlägen stellen sie jedoch YouTube-Videos online, in denen sie ihren Zuschauern Rätsel aufgeben, deren Auflösung zu ihrem jeweils nächsten Anschlagsziel führt.
Aufgrund seiner überragenden Allgemeinbildung gelingt es dem Polizisten Shibasaki Kenjiro, die Rätsel zu lösen, sodass die Bomben stets vor dem avisierten Detonationszeitpunkt gefunden werden können und nie jemand ernsthaft zu Schaden kommt.
Offenbar ist es nicht das Ziel von „Sphinx“, tatsächlich Menschen zu töten, sondern lediglich Aufmerksamkeit zu erregen. Die Motivation für die Terror-Aktionen scheint in der Vergangenheit von Arata und Touji zu liegen, die ihre Kindheit gemeinsam mit anderen Kindern in einer staatlichen Forschungseinrichtung, der „Institution“, verbracht haben, aus der sie irgendwann fliehen konnten.
Die Terror-Aktionen und die Hilflosigkeit der Tokioter Polizei rufen bald das FBI auf den Plan, das auf die Unterstützung von „Five“ baut, die ihre Kindheit ebenfalls mit Arata und Touji in der Institution verbracht hat und nun im Auftrag der Regierung handelt.
Was nach dem Prolog sehr schnell auffällt, ist die hervorragende Charakterisierung der Figuren. Der kühle Arata und der verspielte Touji könnten unterschiedlicher nicht sein, offenbaren aber unterschwellig eine enge Verbundenheit und gegenseitiges Vertrauen, ohne dass dies explizit erwähnt wird.
Auch Shibasaki Kenjiro gefällt, obschon man eine solche Figur im Grunde aus jedem zweiten Krimi kennt. Er ist der integre und überlegte Bulle, der durch eine unliebsame Ermittlung bei seinen Vorgesetzten in Ungnade fiel. Eine coole Sau, die nichts mehr zu verlieren hat und für die der Fall eine Chance bedeutet, wieder als ernsthafter Ermittler arbeiten zu können. Wie es sich gehört, entwickelt Shibasaki, ganz im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten, mit der Zeit ein gewisses Verständnis für die Attentäter und ahnt, dass mehr hinter den Anschlägen steckt, als es zunächst scheint.
Als weiteres Element, das für leichte Spannungen zwischen Arata und Touji sorgt, kommt deren Mitschülerin Lisa Mishima ins Spiel. Sie ist allgemein unbeliebt aufgrund ihrer Schüchternheit und ihres problematischen Elternhauses, und nun entdeckt ausgerechnet sie zufällig, dass die beiden hinter „Sphinx“ stecken. Lisa behält dieses Wissen nicht nur für sich, sie unterstützt die beiden auch noch, wie es ihr auf ziemlich tollpatschige Weise gerade möglich ist.
Mit diesen Zutaten bietet „Terror in Tokio“ ein Thriller-Szenario, das sich zwar bekannter Standards bedient, diese jedoch teils überraschend variiert und den Zuschauer so bei der Stange hält.
Durch die noch begrenzten Rückblicke in die rätselhafte Vergangenheit von Nine und Twelve und durch das Zusammentreffen mit ihrer Kindheitsgefährtin Five schleicht sich überdies in die Serie ein willkommenes Mystery-Element, das eine zweite Spannungsebene eröffnet. Hier haben auch die Nummern ihren Ursprung, mit denen sich die Figuren gegenseitig ansprechen.
Dass man trotz der grundsätzlich straffen Erzählweise eine Serie und keinen Film vor sich hat, bemerkt man an einigen Situationen, die kreiert wurden, um unsere ‚Helden‘ in Bedrängnis zu bringen und die sich am Ende als Sturm im Wasserglas entpuppen. Am Stück betrachtet, stellt sich an einigen Stellen außerdem ein leichtes Déjà-vu-Gefühl ein.
Auch produktionstechnisch geht der Anime absolut in Ordnung. Die Zeichnungen sind sauber, die ‚Kameraführung‘ szenenweise sogar außergewöhnlich dynamisch.
Vol. 1 von „Terror in Tokio“ bietet die ersten sechs Folgen dieser glänzenden Thriller-Serie, die mit hervorragender Charakterzeichnung und einigen überraschenden Wendungen punktet.