You Are Not Alone - Jemand ist hier (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 21. Mai 2022 16:02
You Are Not Alone - Jemand ist hier
USA/GB 2010, Regie: Mark Ezra, mit Nathan Nolan, Evie Brodie, Simon Dutton u.a.
Rezension von Elmar Huber
Über einen Haustausch gerät das amerikanische Pärchen Matthew (Nathan Nolan) und Ginny (Evie Brodie) an ein mittelprächtig erhaltenes, schlichtes Herrenhaus im englischen Glastonbury, Somerset. Matthew möchte hier - „direkt an der Quelle“ - ein Drehbuch um König Arthur und seine Tafelrunde fertigstellen, während Ginny sich fernab des Alltags der Musikkomposition widmen kann.
Geräusche im Haus und verschwundene Gegenstände werden zunächst dem Alter des Gebäudes und der eigenen Zerstreutheit zugeschrieben. Doch die ungewöhnlichen Vorkommnisse werden immer seltsamer und eskalieren schließlich. Die Hausbesitzer berichten schließlich widerwillig von einem Stalker, der in der Nähe des Hauses umgehen soll. Die örtliche Polizei kann nicht eingreifen, solange niemand zu Schaden kommt und es keine handfesten Beweise gibt. So müssen Matthew und Ginny zur Selbsthilfe greifen.
Mit „You Are Not Alone - Jemand ist hier“ liegt ein weiterer Vertreter des Handkamera-Formats vor, der bereits 2010 produziert wurde, allerdings viel später in Deutschland auf DVD ausgewertet wurde. Auf eine Rahmenhandlung, in der jemand das vorgeführte Filmmaterial sichtet, wird hier verzichtet, stattdessen steigt man direkt - kurz vor der Ankunft im Herrenhaus - in die Handlung ein. Matthew dokumentiert nahezu jeden Schritt des England-Aufenthaltes mit der Videokamera.
Je mehr die Handlung voranschreitet, führt dies fast zwangsläufig zu einigen seltsam anmutenden und unlogischen Szenen. Warum zum Beispiel muss man sich, als noch keine Gefahr auszumachen ist, selbst im Schlaf filmen? Warum schnappt man als Erstes die laufende Kamera, wenn es auf die Suche nach der Quelle eines nächtlichen Geräuschs geht (selbstverständlich ohne Licht zu machen)? Auch dass man sich - in dem Bewusstsein, dass seine Heimstatt von einem Eindringling nach Lust und Laune heimlich betreten werden kann - Kopfhörer auf die Ohren setzt, zeugt schon von extremer Tiefenentspannung.
Solche Untiefen sind die klassischen Stolpersteine des Found-Footage-Genres, den es seitens der Filmemacher eigentlich zu umschiffen gilt, soll sich der Zuschauer nicht veralbert fühlen.
Umgekehrt gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Mark Ezra jedoch auch, die Stärken des Formats zu nutzen, zum Beispiel den Eindringling unbemerkt von den Hausbewohnern an der zur Seite gelegten Kamera vorbeihuschen zu lassen, was der Spannung spürbar zuträglich ist.
„House Swap“, wie der Film im Original heißt, konzentriert sich darauf, wie Matthew und Ginny mit der sich stetig steigernden Gefahr umgehen. Zwar wird auch die Identität des Eindringlings angedeutet und später bestätigt, doch nimmt der Film nie die Kurve, etwas über diesen Jemand und die Vergangenheit des Hauses erfahren zu wollen. Geschickt eingeflochten, hätte man so die Spannungsschraube noch mehr anziehen können, doch funktioniert die Story auch auf die vorliegende Art.
Dass „You Are Not Alone - Jemand ist hier“ trotz der schlichten Handlung und spürbarer Logiklöcher einen insgesamt positiven Eindruck hinterlässt, ist in der Hauptsache dem ungekünstelten Spiel von Nathan Nolan und Evie Brodie zu verdanken, denen man das vertraute Pärchen in jeder Minute abnimmt und die auch verhältnismäßig lange, schnittlose Szenen problemlos meistern. Außerdem ist der Spannungsaufbau geschickt konstruiert, auf unnötige Schock-Szenen wird verzichtet, und auch die Auflösung ist rund. Das Finale dreht nochmal richtig auf und ist sehr wahrscheinlich entscheidend für die Freigebe ab 18 verantwortlich.
„You Are Not Alone - Jemand ist hier“ ist ein ungewöhnlicher Home-Invasion-Thriller im Handkamera-Format, in dem ein Pärchen auf unbekanntem Terrain von einem Stalker terrorisiert wird.