K. J. Parker: Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 19. Mai 2022 18:13
K. J. Parker
Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen
(Sixteen Ways to Defend a Walled City, 2019)
Übersetzung: Peter Bondy
Panini, 2021, Paperback, 398 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
K. J. Parker ist das Pseudonym des bekannten britischen Autors Tom Holt, der inzwischen in Südengland lebt. Er liebt es, in seinen Geschichten eigentlich todernste Themen mit einem Augenzwinkern zu betrachten, was man auch bei „Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen“ feststellen kann.
Eine Belagerung steht kurz bevor. Wohl und Wehe einer Stadt, die nur schlecht vorbereitet ist um sich zu verteidigen und durchzuhalten bis Rettung kommt, liegt nun in den Händen von Orhan. Der allerdings ist kein Heerführer und Held, der Massen von Soldaten befehligt, sondern Ingenieur, der mehr Erfahrungen im Brückenbau und anderen Dingen hat, als in der Kriegsführung. Aber manchmal sind es genau diese Fähigkeiten, die dabei helfen, einen wirksameren Schutz aufzustellen als nur mit Waffen.
Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass sich die Geschichte nicht ganz ernst nimmt und vor hat, die üblichen Klischees auf den Kopf zu stellen. Denn Wagemut, Kampfkraft und Heldentum sind nicht die Fähigkeiten, die man braucht, um eine Stadt zu verteidigen. Zumindest nicht allein.
Orhan bringt andere Kenntnisse mit. Zwar mag er nur Ingenieur sein, aber er weiß genau, wie man an Rohstoffe kommt, wie man neue Maschinen entwickelt und auf Ideen, auf die kein Soldat kommen dürfte. Außerdem baut er sich recht schnell ein Netzwerk von Spezialisten auf, denen er aufgrund ihrer Fähigkeit und nicht ihres Ranges oder ihrer Herkunft vertraut. Außerdem hat er gelernt zu mauscheln und zu betrügen. Denn nur so schafft man es zu überleben. Und das sind die Zutaten, die den zynisch aber augenzwinkernd erzählten Bericht so lebendig und unterhaltsam machen, betrachtete der Held und Ich-Erzähler das Geschehen doch aus einer sehr pragmatischen Sichtweise, die dem Denken vieler normaler Leute sehr entgegenkommt. Der Humor ist nicht zu aufgesetzt und fügt sich gelungen ein.
Durch die ungewohnte Herangehensweise gibt es immer wieder unerwartete Wendungen, auch die Spannung stimmt. Daher stört es gar nicht, dass der Anfang etwas behäbig wirkt - dadurch lernt man die Figuren und das Szenario so gut kennen, dass man die späteren Ereignisse umso besser und intensiver genießen kann. Und auch das Ende fügt sich gelungen in den Kontext ein.
„Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen“ macht von Anfang bis Ende Spaß. Das eigentlich sehr ernste Thema wird hier auf eine liebenswert-zynische Weise auf die Schippe genommen und bietet durch die unkonventionellen Figuren immer wieder neue Überraschungen.