Kristy - Lauf um dein Leben (DVD)

Kristy - Lauf um dein Leben
USA 2014, Regie: Oliver Blackburn, mit Haley Bennett, Ashley Greene, Lucas Till u.a.

Rezension von Elmar Huber

Aufgrund ihres schmalen Geldbeutels ist Justine die einzige Studentin, die Thanksgiving mit einer Ein-Mann-Party auf dem Campusgelände verbringt. Nach einer bedrohlichen Begegnung in der nahen Tankstelle wird sie von einem Wagen bis aufs Unigelände verfolgt, wo plötzlich vier maskierte Unbekannte in das Gebäude eindringen, sie bedrohen und als „Kristy“ über den nahezu menschenleeren Campus jagen.


Schon die ersten Szenen machen klar, dass mit Justines Verfolgern nicht zu spaßen ist. Hier sieht man die maskierten Täter sich von einer Leiche entfernen, bevor die Handlung auf den Uni-Campus wechselt, wo gerade Justines Freunde nach und nach in die Ferien aufbrechen. Dass Justines Verfolger zufälligerweise dann auf sie aufmerksam werden, als der Campus nahezu menschenleer ist, sollte einfach als gegeben hingenommen werden, damit der Film überhaupt funktioniert. Schaltet man nun insgesamt intellektuell einen Gang runter, wird man mit einem straffen und geradlinigen Slasher belohnt, der sich sogar in der Figurenzeichnung erkleckliche Mühe gibt.

Mit seinem Unterbau einer im Untergrund organisierten und landesweiten Jagd auf christlich orientierte Menschen - offenbar hat Justines Hilfsbereitschaft sie zum willkommenen Opfer gemacht - erinnert „Kristy - Lauf um dein Leben“ stark an „The Purge - Die Säuberung“. Hier wie da wird das Terror-/Home-Invasion-Genre zwar nicht neu erfunden, doch einigermaßen originell variiert. Beide Filme funktionieren mit einer rudimentären Story-Grundlage, die nicht weiter strapaziert wird und auf die ein ungleicher Überlebenskampf gegen eine anarchische Gruppe aufgesetzt wird. Ebenso bieten beide Filme ein ausreichend belastbares Story-Gerüst, das auch noch einige Fortsetzungen tragen könnte, wie mit „The Purge - Anarchy“ schon geschehen.

Freilich bleiben auch die fast schon genretypischen Logiklöcher nicht aus, wie die unerklärbare Ortskenntnis der Eindringlinge, der dramaturgisch willkommene Aufzug von Nebel oder ein Kiffer als Kanonenfutter.

Die Inszenierung ist sauber, doch auch recht konventionell und überraschungsarm ausgefallen. Die Produktionswerte stimmen, und man hat nicht das Gefühl, eine Indie-Produktion zu sehen. Als Produzent fungierte unter anderem Mystery-Spezialist Scott Derrickson, Regisseur von „Sinister“ und „Der Exorzismus von Emily Rose“. Gorehounds werden vielleicht von der recht ‚braven‘ Inszenierung enttäuscht sein, der Spannung tut das jedoch keinen Abbruch.

Regisseur Oliver Blackburn fällt nicht gerade als Arbeitstier auf, hat aber bisher mit „Donkey Punch - Blutige See“ (2008) und nun „Kristy - Lauf um dein Leben“ im besten Sinne souveräne Arbeit abgeliefert. Als Leading und Final Girl stemmt Haley Benett den Film nahezu im Alleingang.

Mit „Kristy - Lauf um dein Leben“ hat Tiberius Film einen straff gestrickten Slasher mit einem recht originellen Unterbau im Angebot, der deutliche Parallelen zu „The Purge - Die Säuberung“ aufweist und ebenso wie dieser ohne Längen unterhält.