David Falk: Der letzte König - Athanor 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 06. Mai 2022 10:30
David Falk
Der letzte König
Athanor 2
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2020, Hardcover, 510 Seiten, 24,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Athanor, der letzte Krieger und letzte Mensch, hat einen Großteil seiner Geheimnisse preisgegeben und jene Völker gerettet, die damals den Menschen keinen Beistand geleistet hatten, als diese von den Drachen abgeschlachtet wurden. Längst ist er sich bewusst, dass er in diesem Krieg selbst keine rühmliche Rolle innehatte, und die alten Fehler wollte er nicht wiederholen. Zum Dank nehmen die Elfen ihn und den Zwerg Vindur, Sohn des Zwergenkönigs und Ausgestoßener, weil er den Tod seines Schildbruders Hradomar überlebt hat, in Ardarea auf. Es scheint, als könne Athanor endlich eine Heimat finden, zumal die Heilerin Elanya seine Gefühle erwidert (Band 1).
Dann ereignet sich ein grauenhafter Mord. Die Elfen sind schockiert und einmal mehr unfähig, schnellstens die richtigen Schritte in die Wege zu leiten, sodass der Mörder bereits einen großen Vorsprung hat, bevor Athanor und Vindur die Verfolgung aufnehmen. Als sie in Sianyasa eintreffen, hat Davaron längst den Kontinent an Bord eines Schiffes verlassen, dessen Crew erpicht darauf ist, ein sagenhaftes Land, zu dem der Kontakt vor Generationen abbrach, neu zu entdecken.
Es gelingt den Freunden, ein Schiff nebst Besatzung zu bewegen, die gefährliche Überfahrt mit ihnen zu wagen. Schon bald müssen sie feststellen, dass sich mächtige Magie gegen sie wendet und zu verhindern versucht, dass sie ihr Ziel erreichen. Nach dem Schiffbruch kann sich Athanor auf eine Insel retten, von wo aus ihn eine Chimäre, die mit jenen des Elfenlandes in Verbindung steht, nach Dion bringt. Ein Handel, den er mit der Harpyie Chria eingehen musste, zwingt Athanor einen Kampf auf, durch den ein übler Feind seine Freiheit erlangt.
Als Athanor verletzt zu sich kommt, findet er sich unter Menschen wieder. Allerdings erkennt er sogleich die Anzeichen, dass die Dionier dem Untergang geweiht sind, denn was man in Theroia besiegt zu haben glaubte, bedroht nun die Bewohner dieses Kontinents. Verantwortlich scheint eine Gruppe Magier zu sein, die sich der Nekromantie verschrieben hat, und von denen Davaron im Austausch gegen das Wissen um seine Magie lernen will, gleich, wie hoch der Preis sein mag, den alle Völker zahlen müssen.
Theoretisch hätte David Falk seinem Antihelden Athanor nach der Rettung der Völker Theroias einen friedlichen Ruhestand gönnen können. Aber nein, einige Punkte wurden offengelassen, und um bloß keinen Pantoffelhelden zu erschaffen, hat er die Titelfigur ins nächste Abenteuer geschickt, diesmal angetrieben von einer sehr persönlichen Motivation, nämlich Rache.
Er folgt seinem Widersacher Davaron, der für sein Handeln eigene Gründe hat, die zuvor nur angedeutet, diesmal jedoch gänzlich offengelegt wurden, wodurch er etwas auslöst, was er nicht hat vorhersehen können und das ihm ohnehin egal gewesen wäre. Seine persönliche Tragödie und die daraus resultierenden Taten werden heruntergebrochen auf puren Egoismus, infolgedessen man ihm keinerlei Verständnis oder Sympathien entgegenbringen möchte. Um sein vermeintliches Glück zurückzugewinnen, ist er bereit, jeden und alles zu opfern, wobei er übersieht, dass es unter diesen von ihm mit geschaffenen Bedingungen keine (dauerhafte) Realisierung dieses Traums geben kann.
In gewisser Weise hält Davaron Athanor den Spiegel vor. Sind sie wirklich so verschieden? Beide haben Fehler begangen und in Konsequenz Verluste erlitten, die sie verbittert haben. Während jedoch Davaron die Vergangenheit nicht akzeptieren, sondern sie rückgängig machen will, wobei es für ihn keine Rolle spielt, wie viele Leben sein Wahn fordert, hat Athanor seine Lektion gelernt. Zwar lässt er immer wieder durchblicken, dass er nicht allzu sehr an seinem Leben hängt, zudem ist Rache auch nicht gerade ein hehres Motiv, doch ist er weder ein Selbstmörder noch gleichgültig gegenüber den Sorgen Einzelner oder der Gefahr, die ein ganzes Volk auszulöschen droht. Prompt soll „Athanor - Der letzte König“ die Bewohner Dions retten (Band 2).
Natürlich hat er auch diesmal Helfer, die an ihn glauben: darunter Vindur, der Erste Krieger der Fürstin von Katna Akkamas, deren Tochter und Regentin Dions Nemera, der Magier Laurion, das Waisenmädchen Rhea und die Elfen aus Sianyasa, welche die Überfahrt geschafft haben. Obschon der Fokus auf den Titelhelden gerichtet bleibt, haben auch die anderen wichtige Handlungsanteile und eigene Szenen, wobei sie stets für die eine oder andere Überraschung gut sind, die dem Plot gelegentlich zu einer Wende verhilft.
Man ahnt, dass nur die Schlacht, aber nicht der Krieg am Ende des Buchs gewonnen ist - mit dieser Information nimmt man nichts vorweg, denn in Hinblick auf zwei weitere Bände liegt auf der Hand, dass David Falk nicht alle Handlungsträger sterben lassen wird -, denn einige lose Fäden müssen noch vertäut werden, und auch in Theroia braut sich erneutes Unheil zusammen. Man darf daher gespannt sein, was noch auf beiden Kontinenten passieren wird und wie die Geschehnisse zusammenhängen, da die Entwicklungen manch zurückliegende Ereignisse in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Die „Athanor“-Tetralogie ist keine leichte Kost. Stellenweise liest sie sich etwas träge und langatmig, es wird viel gestorben, aber die Handlung in der Summe ist interessant genug, den Leser bei der Stange zu halten, nicht zuletzt dank sympathischer Charaktere, an deren Schicksal man Anteil nimmt. Darum greift man auch wieder gern nach der Fortsetzung.