RJ Barker: Die Knochenschiffe (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 30. April 2022 13:41
RJ Barker
Die Knochenschiffe
Gezeitenkind-Trilogie 1
(The Bone Ships, 2019)
Übersetzung: Kerstin Fricke
Panini, 2022, Paperback, 602 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
RJ Barker ist bereits Autor vieler Fantasy-Romane. Für den Roman „Die Knochenschiffe“ wurde er 2020 ausgezeichnet. Der Brite lebt heute mit seiner Familie und einer Ansammlung von Kuriositäten in Leeds. Der hier vorliegende Roman ist auch der Auftakt zur „Gezeitenkind“-Trilogie.
Die Knochen von Drachen dienen für die Bewohner der Hundertinseln dazu, um mächtige Schiffe für den Kampf und Handel zu bauen, doch nach Generationen schwinden die Vorräte. Aber das hindert die Menschen, die unter einem strengen Regime leben, nicht daran, weiter Krieg mit ihren Nachbarn zu führen. Das ganze Leben ist darauf ausgerichtet, der See zu dienen.
Doch wer sich eines Verbrechens schuldig macht und nicht gleich getötet wird, landet auf einem der Schwarzen Schiffe, was eher einen langsamen Tod als Befreiung nach treuem Dienst verspricht. Die „Gezeitenkind“ ist eines davon und nun mit einem heiklen Auftrag unterwegs. Denn Gerüchte besagen, dass nach langer Zeit wieder ein Drache aufgetaucht ist.
Wie man sich denken kann, dient der erste Band dazu, die Welt mit all ihren Eigenheiten und vor allem die Figuren und das Leben auf dem Schiff der Verdammten vorzustellen. Dementsprechend kommt die Handlung auch eher langsamer in Gang, aber das stört in diesem Fall nicht, schafft der Autor es doch geschickt, das alltägliche Leben auf dem Schiff spannend in Szene zu setzen und zugleich den wichtigsten Figuren Leben zu verleihen, so dass man als Leser immer mehr in die Geschichte hineinwächst.
Dabei scheut Barker auch nicht, es manchmal grausam oder brutal werden zu lassen, denn das passt zu dem harten Dasein auf dem Schiff, das sicherlich von dem Leben der Matrosen der Royal Navy inspiriert worden ist, wie man es aus Romanen und Filmen wie „Des Königs Admiral“ kennt.
Die Figuren selbst haben auch ihre Ecken und Kanten. Auf der einen Seite sind da sympathische Züge, die ihr Handeln nachvollziehbar machen, dann aber auch wieder handeln sie ungerecht oder grausam, weil sie überleben oder sich Respekt verschaffen wollen.
Die Handlung wird sorgfältig vorbereitet und führt zu einem ersten spannenden und halbwegs in sich geschlossenen Höhepunkt, der aber auch die Karten für die Hauptfiguren neu mischt, denn wie man sich denken kann, tun sie nicht unbedingt das, was man von ihnen erwartet.
Alles in allem macht die Geschichte so durchaus Spaß. Gelegentlich hemmen Längen etwas den Lesefluss, aber am Ende ist man als Leser doch ganz zufrieden.
„Die Knochenschiffe“, der erste Band der „Gezeitenkind“-Trilogie, wendet sich an alle Fans epischer und detailreich beschriebener Fantasy-Romane, die auch einen Seefahrer-Hintergrund und eine sich langsam entwickelnde Handlung zu schätzen wissen.