Matt James: Der vergessene Goldzug - Jack Reilly 1 (Buch)

Matt James
Der vergessene Goldzug
Jack Reilly 1
(The Forgotten Fortune, 2020)
Übersetzung: Elena Helfrecht
Titelbild: Michael Schubert
Luzifer, 2022, Taschenbuch, 264 Seiten, 13,95 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Jack Reilly gehörte zu einer der angesehensten Spezialeinheiten der US-Streitkräfte, war hochdekorierter Delta-Force-Soldat - bis zu einem Selbstmord-Attentat eines Kindes auf ihn; er wurde in Ehren entlassen und als Park-Ranger im Yellowstone Nationalpark tätig. Als seine Großmutter, bei der er aufwuchs stirbt, nimmt er diese traurige Gelegenheit wahr, auf ihren Spuren zu wandeln.  Sie war im KZ in Auschwitz-Birkenau. Seine Trauerarbeit bringt den jungen Mann an die Stätte der Nazi-Gräuel. Vor Ort lernt er beim Rundgang eine junge, vermeintliche Britin kennen - die sich später als Anführerin einer Terror-Gruppe entpuppt, die die Besucher des KZ als Geiseln nimmt.

Ihr Ziel: mit Hilfe des in ihrem Besitz befindlichen Tagesbuches Heinrich Himmlers, den sagenhaften Schatz des Goldzuges aufspüren um mit den Reichtümern das Vierte Reich gründen zu können. Zwischen ihr und ihren Ziel aber steht ein Mann: Jack Reilly.


Der Luzifer Verlag hat sich in den letzten Jahren als hervorragende, ja erste Adresse in Sachen historisch angehauchter Action-Thriller einen Namen gemacht. Während die Konzernverlage ihr entsprechendes Engagement immer weiter zurückfahren, erscheinen bei Luzifer fast schon im Monatsabstand entsprechende Bücher, zumeist Reihentitel.

Vorliegender Roman, einmal mehr der Auftakt einer bislang dreiteiligen Reihe (Band 2 ist für Oktober bei Luzifer zur Veröffentlichung vorgesehen), fiel mir zunächst durch sein wirklich geniales Cover auf. Umrahmt von einem Tunnel, in dem Statuen alter Ritter ihre Wacht halten, wartet ein alter Dampfzug mit seiner Fracht darauf, gefunden zu werden.

Wir kennen die seit Jahrzehnten andauernde Suche nach dem legendären Nazi-Schatz. Halb Polen haben die Schatzjäger inzwischen mit modernsten technischen Mitteln durchsucht, neue Hypothesen, wo der Zug versteckt sein könnte, aufgestellt und zu verifizieren versucht. Gefunden hat bislang, soweit man dies weiß, noch keiner der Forscher etwas.

Matt James bietet uns nun eigentlich gewohntes Heldenfutter an. Ein Ex-Spez-Op-Kämpfer fürs Gute, der ein psychisches Trauma mit sich herumschleppt, einer der Aufrechten im Kampf gegen die vielen Bösen, wird in die Suche von ideologisch verblendeten Nazi-Nachkommen verwickelt. Es ist an ihm, den Triumph der bösen Nazis zu verhindern - komme, was wolle.

Nun, Vergleichbares haben wir schon häufig vorgesetzt bekommen, der Kampf des unterlegenen Guten gegen die vielen bösen Deutschen, die ohne wirklich überzeugende Motivation agieren, ist bekannt. Dennoch können derartige Romane durchaus unterhaltsam sein.

Es gibt jede Menge Action, Kämpfe, Explosionen und Erkenntnisse um finstere Geheimnisse pur. Doch dabei belässt es James nicht. Nein, er setzt noch einen drauf. Sein Protagonist findet dann gleich noch einen zweiten archäologischen Schatz, ein bisschen viel für ein Buch, oder?

Dass die Logik so manches Mal Kapriolen schlägt, dass Freund Zufall immer wieder zu Hilfe eilt - geschenkt. Doch in der Massierung der Zufälligkeiten, der faktischen Unmöglichkeit, dass unser Held die Fährnisse überstehen kann - was er natürlich fast ohne Kratzer tut - und die stereotypischen Gegner aus der tiefsten Nazi-Klischee-Kiste hat er mich vergrellt. Das ist von allem ein Tick zu viel, so überzeichnet, dass sich die eigentlich packende Lektüre doch eher zäh und unbefriedigend gestaltete. Da greife ich doch lieber zu anderen, weit besseren Reihen aus dem Luzifer Verlag - es gibt ja genügend.