Schlachthof 5 oder: Der Kinderkreuzzug (Comic)

Schlachthof 5 oder: Der Kinderkreuzzug
(Slaughterhouse-Five: Or the Children's Crusade, 2020)
Vorlage: Kurt Vonnegut
Text: Ryan North
Zeichnungen: Albert Monteys
Übersetzung: Matthias Wieland
Cross Cult, 2022, Hardcover, 192 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Kurt Vonnegut war einer der großen SF-Autoren der 60er Jahre, der in seinen Geschichten auch die eigenen Kriegserlebnisse verarbeitete, da er in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet und die Bombardierung von Dresden selbst miterlebte. Das merkt man vor allem seinem zynischen Roman „Schlachthof 5 oder: Der Kinderkreuzzug“ an, der nun von Ryan North und Albert Monteys in Comicform adaptiert wurde.

 

Der Name von Billi Pilgrim ist Programm, denn der amerikanische Optiker ist nicht nur ein aufrechter und normaler Amerikaner, sondern auch ein Reisender durch die Zeit, der wichtige Momente seines Lebens immer wieder nachvollziehen kann. Von Aliens entführt, lernt er nicht nur sich und die menschliche Natur besser zu verstehen, er lehrt die Außenweltler auch, wie viele, vor allem dunkle Facetten die Menschen haben, gerade was das Thema Krieg betrifft. Denn diese Erlebnisse sind mehr als präsent in der Geschichte, weniger das biedere Leben, das er später führt.


Inwieweit die Künstler der Geschichte folgen, werden wohl die Kenner des Originalromans wissen, was aber in Erinnerung bleibt, sind die Szenen, die während seiner Zeit der Kriegsgefangenschaft spielen. Denn auch wenn sie immer wieder unterbrochen werden, sind sie doch die am deutlichsten zusammenhängende Zeitebene.

Es ist ein zynischer Blick auf die Erlebnisse, die damals viele amerikanische Soldaten gemacht haben müssen, die von ihren Truppen getrennt wurden und dann auch noch in die Gewalt der Deutschen gerieten. Dabei macht Vonnegut aber auch keinen Unterschied, denn die alliierten Truppen können genau so grausam sein wie die Nazi-Soldaten. Allen gemein ist aber, dass sie viel von ihrer Menschlichkeit verloren haben. Selbst die Gefangenen springen nicht gerade nett miteinander um, auch wenn sie sich gelegentlich bemühen.

Der Schock ist spürbar, wenn die Männer nach dem Bombenhagel auf Dresden wieder zum Vorschein kommen und die in Schutt und Asche liegende Stadt sehen, aber auch andere Momente brennen sich in die Erinnerung ein, während alles andere nur atmosphärisches Beiwerk zu sein scheint, um der Geschichte einen phantastischen Anstrich zu geben.

Aber der Comic lädt zum Nachdenken ein und fesselt durch seine intensiven Momente, die die Künstler gut eingefangen haben, selbst wenn sie nur die Erinnerungen Vonneguts einfangen konnten. Und wenn man es sich genau anschaut - das Thema selbst ist im Moment wieder brandaktuell.

„Schlachthof 5 oder: Der Kinderkreuzzug“ ist die gelungene Adaption des Romans von Kurt Vonnegut, denn sie arbeitet eindringlich die Tragik und den Horror auf, den der Krieg in Menschen hinterlässt, die Bilder, die sie niemals wieder loslassen. Etwas, was heute mehr denn je aktuell ist, wenn man in den Osten blickt. Der phantastische Überbau fügt sich zwar gelungen ein, spielt aber nicht die große Rolle in der Geschichte.