Revenge (BD)

Revenge
F 2017, Regie: Coralie Fargeat, mit Matilda Anna Ingrid Lutz, Kevin Janssens u.a.

Rezension von Elmar Huber

Richard (Kevin Janssens) ist mit seinen Geschäftspartnern zu ihrem alljährlichen Jagdausflug verabredet. Mit seiner Geliebten Jen (Matilda Lutz) bezieht er die abgelegene Luxusvilla schon früher, um sich vor dem Männer-Ritual noch ein einsam-zweisames Wochenende in der Abgeschiedenheit der Wüste zu gönnen. Bis die Herren eintreffen ist Jen wieder verschwunden, und niemand würde etwas von seinen außerehelichen Aktivitäten erfahren. So zumindest der Plan, der sich in Luft auflöst, als Stan (Vincent Colombe) und Dimitri (Guillaume Bouchède) einen Tag zu früh eintreffen.

Der Abend zu viert wird zu einer feuchtfröhlichen Party, während der sich Jen spielerisch an Stan heranmacht. Als er und Jen am nächsten Tag für einige Stunden allein sind, will er das unausgesprochene Versprechen einlösen und vergewaltigt die wehrlose Frau. Die Männer werden sich schnell einig, dass sich keiner von ihnen wegen der kleinen Nutte einen Skandal leisten kann und als Jen nicht auf Richards Angebot eingeht, für eine Menge Geld den Vorfall zu vergessen, stößt er sie kurzerhand von einer Klippe. Schwerverletzt überlebt sie den Sturz und schwört Vergeltung. Dank einer Portion Peyote kann sie ihre Verletzungen versorgen und wird zum gnadenlosen Rache-Engel.

 

Mit „Revenge“ bekommt man eigentlich genau, was man von einem Rape-and-Revenge-Thriller erwartet. Abwechslung bietet dafür die außergewöhnliche Location. Die Handlung findet einmal nicht im dichten Wald oder in einem düsteren urbanen Umfeld statt, sondern in flirrend heißer Wüste, die ungewöhnlich stylish und farbenprächtig in Szene gesetzt ist; das Cover zeigt dies schon. Gleiches gilt für Jens Peyote-Halluzinationen, die für einige verstörende Momente sorgen. Und auch abseits davon hat „Revenge“ noch einige Ideen im Gepäck, die den Streifen über einen platte Kill-em-all-Flick hinausheben. Diverse religiöse und mythologische Symbole sind auszumachen, wie die Kreuzigung und die Wiedergeburt durch Feuer.

Ein weiterer Pluspunkt sind die handgemachten Effekte, die wahrlich nicht von schlechten Eltern sind und Unmengen von Kunstblut verbraucht haben müssen. Das tut allein beim Hinsehen weh. Sieht man mal davon ab, dass Jen sich kaum so schnell, wenn überhaupt, wieder auf den Beinen halten könnte, um zu tun, was sie tut.

Produktionstechnisch bewegt sich der Film auf einem sehr ordentlichen Niveau, das den tristen Look einiger Genre-Kollegen alt aussehen lässt. Regisseurin Coralie Fargeat weiß, was sie macht, filmt zu Beginn unaufdringlich und rückt erst später, mit zunehmender Anspannung, nervös und dicht an die Personen heran. Auch unter den wenigen Darstellern gibt es keine Ausfälle zu vermelden. Neben Matilda Lutz sorgt vor allem Vincent Colombe für anerkennendes Nicken, der seinen gutmütigen Teddybären-Look zunehmend Lügen straft.

Grundsätzlich bietet „Revenge“ nichts Neues, hebt sich aber optisch und mit einigen originellen Zutaten wohltuend von bekannten Genre-Vertretern ab.