Maddrax 580: Fern der Erde, Stefan Hensch (Buch)

Maddrax 580
Fern der Erde
Stefan Hensch
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2022, Romanheft, 68 Seiten, 2,10 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

Kaum aufzuhalten, verbreitet sich der „Dunkle Keim“, der seine Opfer zu gefügigen Werkzeugen eines vermeintlichen Gottes macht. Aus dem All nähert sich obendrein ein Streiter dem Planeten, eine nebelhafte kosmische Entität. Nur unter schweren Opfern hat sie sich für eine Zeit zurückdrängen lassen. Sie hat Appetit mitgebracht, und nahrhafte Biomasse bietet die postapokalyptische Erde reichlich.

Mal eben kurz die Welt retten: In der Erzählwelt von „Maddrax“ keine allzu leichte Aufgabe im Moment. Gut, dass es in ferner SerienVergangenheit noch eine Superwaffe namens Flächenräumer gibt, doch die haben die Pancinowa - eine eigenbrötlerische Alien-Spezies vom weit entfernten Planeten Cancriss. Vom Orbitalsystem der Kasynari ließe sich vielleicht Kontakt zu ihnen herstellen, doch auch das ist zeitlich und räumlich weit von der derzeitigen Handlung entfernt.

Um diese Schachfigur wieder aufs Brett und den Radar der Leser bringen zu können, ist eine eigenständige Episode erforderlich. Stefan Hensch hat sie geschrieben.

Bereits das Cover von „Fern der Erde“, beinahe eine Parodie auf Eden-Idyllen in Druckerzeugnissen der Zeugen Jehovas, ist eine Reise in einen Gegenentwurf zum Maddraxiversum.

Auf dem terrageformten Mond Novis siedeln Menschen; nach früheren Wirren und Grausamkeiten prägen nun Demokratie, Frieden, eine intakte Ökologie und bodenständiger Fortschritt den Alltag. Einiges Personal der Serie war hier geparkt und darf nun wieder ran: Xi Hamlet, Xaana, Tom Ericson, Vasraa Uon, Phillis und die Barbarin Eileen. Aus der Kämpferin von einst ist eine Politikerin geworden, die erst lernen muss, sich im Senat zu behaupten. Als das planetare Kommunikationssystem Probleme macht, trifft sie eine folgenschwere Personalentscheidung. Hinzu kommen zweifelhafte Forschungen an den genetischen Voraussetzungen für Telepathie sowie ein McGuffin namens Wurmlochkommunikator - eine komplexe Mischung.

Stefan Hesch gelingt es, die recht vielschichtige Handlung mit leichter Hand zu erzählen. Menschlichkeit, Humor und eine behutsam steigende Spannungskurve vermitteln das ungewohnte Setting mühelos; die Episode vermittelt eine gesunde Entspanntheit und macht Lust auf Mehr. Wem die vielen reanimierten Charaktere nicht vertraut sind, wird zu schätzen wissen, hier nicht überfordert zu sein - dennoch ist MX580 actionreich genug, um nicht lahmarschig rüberzukommen. Eine ordentliche Wirsthauskeilerei und ein durchsetzungsschwacher Gesundheitssenator mit L inklusive.