Merantau (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 10. April 2022 20:26

Merantau
Indonesien 2009, Regie: Gareth Evans, mit Mads Koudal, Iko Uwais, Laurent Buson u.a.
Rezension von Elmar Huber
Yuda, ein junger Minangkabau aus West-Sumatra, verlässt sein ländliches Elternhaus, um den traditionellen Merantau zu begehen. Das bedeutet, er zieht aus, um Erfahrungen zu machen, seinen Erfolg zu machen und abseits der vertrauten Umgebung ‚erwachsen zu werden‘. Yuda beherrscht meisterhaft die Kampftechnik Silat und plant, diese in der Hauptstadt Jakarta zu lehren. Kaum in der Metropole angekommen, lernt er Astri kennen, die ihren Lebensunterhalt als Hure bestreitet. Bei einem Streit mit ihrem Zuhälter Johnny schreitet Yuda ein, rettet sie und zieht sich den Zorn von Johnnys Auftraggeber Ratger zu, der sich an dem Landei rächen will.
Noch während „The Raid 2“ durch die Kinos rumpelte, brachte Tiberius Film geschickt terminiert die erste Kollaboration von Regisseur Gareth Evans und (inzwischen) Martial-Arts-Superstar Iko Uwais als Wiederveröffentlichung auf DVD und BD in den Handel. Für das neue Coverbild hat man sich passenderweise gleich am Plakatdesign von „The Raid“ orientiert, und das sieht in der Tat sehr viel schicker aus, als das erste Covermotiv von 2010.
Die Story, die hier erzählt wird, passt natürlich auf einen Bierdeckel, doch ist sie oft erprobt und funktioniert sogar sehr gut, sofern auch einige Filmminuten für die Figureneinführung spendiert werden. Das ist hier der Fall, und so steht einem gepflegten Martial-Arts-Abend oder einem Iko-Uwais-Triple-Feature (mit beiden „The Raid“-Teilen) nichts mehr im Wege.
Auch wenn „Merantau“ eine Idee zu lange geraten ist, funktioniert der Film im Rahmen seiner selbstgesteckten Grenzen hervorragend. Mit seiner scharf gezogenen Gut/Böse-Grenze will „Merantau“ gar nicht mehr sein als ein handfester Martial-Arts-Kracher. Die Guten sind natürlich Iko Uwais, der keine Schauspielausbildung genossen und den Regisseur Gareth Evans während des Drehs einer Silat-Doku kennengelernt hat, und Sisca Jessica als Astri. Auf der Böse-Seite glänzt - herrlich fies und überheblich - vor allem ‚Hauptgegener‘ Mads Koudal, als Ratger, der dem Jungen vom Land kampftechnisch sogar Einiges entgegenzusetzen hat.
Obgleich die Gesamtoptik noch etwas günstiger aussieht als in „The Raid“, verwendet Gareth Evans schon hier eine äußerst aktive Kamera, die meist dicht an den Kontrahenten ist. Gern schneidet Evans aber auch in übersichtliche Halbtotalen, nur um gleich darauf wieder direkt in das Geschehen einzutauchen. So erhalten die Kampfszenen ein reichlich adrenalintreibendes Tempo, das von den friedlichen Momenten des Films sehr schön kontrastiert wird. Alle, denen „Ong-Bak“ gefallen hat, können getrost auch hier einen Blick riskieren.
„Merantau“ ist ein knackiger Martial-Arts-Kracher klassischer Bauart und Geburtsstunde des Dream-Teams Uwais/Evans.