Blade Runner 2019: Los Angeles (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 05. April 2022 20:07

Blade Runner 2019: Los Angeles
(Blade Runner 2019 1-4)
Text: Michael Green, Mike Johnson
Zeichnungen: Andrés Guinaldo
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Panini, 2020, Paperback, 112 Seiten, 15,00 EUR
Rezension von Karl E. Aulbach
Einige Vorbehalte mag man vielleicht zunächst gegenüber „Blade Runner 2019“ haben. Mit der Ausgabe 1, „Los Angeles“, startet gleich eine Serie von Comics, die in der Filmwelt von „Blade Runner“ angesiedelt ist. Problem: Der Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von Philip K. Dick ist ein unübertreffliches Meisterwerk, und man sieht nicht, wie man das noch ‚verbessern‘ könnte. Das war auch bei Ridley Scotts Film aus dem Jahr 1982 nicht der Fall, aber der konnte immerhin soweit überzeugen, dass es nicht um ‚verbessern‘ ging, sondern um eine eigene Interpretation, die dann doch sehr beeindruckt hat.
Die jetzt startende Comic-Serie basiert auf der Verfilmung und versucht erfolgreich, deren düstere Atmosphäre und Grundstimmung einzufangen. Der Zeichner Andres Guinaldo sagt ein paar sehr interessante Dinge dazu. Zum Beispiel, dass die meisten grafischen Science-Fiction-Werke aus dieser Zeit nach dem Film „Echos“ verarbeitet wurden und man das bewusst auf das Film-Design aufgesetzt hat, wobei man sich - wie er glaubhaft versichert - bemühte, die Essenz des Films nicht zu verlieren, sondern zu bereichern. Diese Vorgabe ist, zumindest in diesem ersten Band, zu hundert Prozent gelungen.
Der Comic fängt auf faszinierende Weise die Film-Elemente ein. Bewusst wurde als Hauptprotagonist kein Mann, sondern eine Frau gewählt. Nicht aus Gründen der political correctness, sondern wohl aus der Überlegung der Autoren Michael Green und Mike Johnson heraus, dass ein männlicher Blade Runner einfach immer unwillkürlich mit Rick Deckard verglichen würde.
Die Handlung bleibt nah am Film, ist aber vollständig eigenständig. Auch hier gibt es eine Schlüsselszene, in der eine Androidin Menschlichkeit beweisen muss. Diese Szene hätte man vielleicht etwas besser darstellen können, aber man will hier wirklich nicht kleinlich sein - sie ist eigentlich auch ein Beweis dafür, dass die Medien Buch, Film und Comic ihre jeweils eigenständige Berechtigung haben. Was wirklich wichtig ist, ist, dass die Essenz der Geschichte tatsächlich, wie versprochen, gewahrt wurde. Chapeau!
Nebenbei: Am Ende der Story sind auch einige Probeseiten abgedruckt, die zeigen, wie wichtig und bedeutend eine gute Kolorierung ist. Daher sei an dieser Stelle auch Marco Lesko für die tollen Farben erwähnt. Um niemanden zu vergessen: auch ein Lob für den in Fandom-Kreisen nicht unbekannten Übersetzer Bernd Kronsbein.