Stark - The Dark Half (DVD)

Stark - The Dark Half
USA 1993, Regie: George A. Romero, mit Timothy Hutton, Amy Madigan, Julie Harris u.a.

Rezension von Elmar Huber

Der Literaturprofessor Thad Beaumont verfasste hohe Literatur, die wie Ziegelsteine in den Regalen der Buchläden liegt. Unter dem Pseudonym George Stark schreibt er außerdem eine brutale Hard-Boiled-Krimi-Serie, die sich verkauft wie geschnittenes Brot. Als ein windiger Journalist herausfindet, wer hinter dem Pseudonym George Stark steckt, versucht er, Beaumont damit zu erpressen. So lüftet Beaumont kurzerhand selbst sein Pseudonym, und George Stark wird medienwirksam symbolisch begraben. Doch statt, dass sich die Lage nun beruhigt, geschehen plötzlich einige brutale Morde in Beaumonts Umfeld. Indizien und sogar einige Beweise deuten auf den Schriftsteller als Täter hin. Sein Freund, Polizeichef Alan Pangborn, hält ihm den Rücken frei, denn Beaumont ahnt bald, wer hinter den Morden steckt.

 

Mit „Stark - The Dark Half“ hat OFDb-Filmworks einen weiteren kleinen Klassiker vom Index geholt, der hiermit frei verfügbar und sogar neu ab 16 Jahre freigegeben ist. Nach der limitierten Sammler-Edition ist der Film nun auch als ganz normale DVD/BD in der Standardverpackung zu haben.

Stephen King benutzt und modernisiert hier das klassische Zwillingsmotiv, das in der Phantastik immer wieder Verwendung findet, und referenziert sogar seinen eigenen Werdegang, ist doch sein Pseudonym Richard Bachmann angeblich auf ähnliche Art aufgeflogen.

Jetzt gibt es in „Stark - The Dark Half“ nicht einfach einen bösen Zwilling, der plötzlich auf der Bildfläche erscheint. Das eigentlich gänsehaut-erzeugende Element der Story ist, dass Stephen King eine Erklärung und physische Möglichkeit eröffnet, wo dieser böse Zwilling seinen Ursprung hat, die wirklich creepy ist; Gelegenheit auch für Romero, einige bizarr-schockierende Bilder zu liefern.

Immer mehr gewinnt der Zwilling an Substanz und Stärke. Sein Einfluss auf Beaumonts Leben wird immer stärker, und das sogar auf verschiedenen Ebenen. Einmal, da sich der Schriftsteller als Mordverdächtiger in die Ecke gedrängt sieht, und parallel, indem er erfährt, was in seiner Kindheit passiert ist.

Innerhalb der eigenen Story-Logik funktionieren all diese Elemente, sodass „Stark - The Dark Half“ in sich eine runde Sache ist, die immer drängender auf das Finale (Duell) zusteuert. Gewissenhaft eingebaute Kleinigkeiten, zum Beispiel dass Beaumont selbst Zwillingsvater ist, sind das Salz in der Suppe. Hier hat Romero als Drehbuchautor einen mehr als beachtlichen Job erledigt. Sehr schön fügt sich auch das Mystery-Element mit den Sperlingen als Seelenbegleiter ein, das dem Film noch eine mystische Note verleiht.

Insgesamt wirkt der Film, der nun über 25 Jahre auf dem Buckel hat, aus heutiger Sicht zwar ungeschliffen, ist jedoch relativ gut gealtert, vergleichbar mit seinem ‚Cousin „Friedhof der Kuscheltiere“, der ebenfalls heute noch sehr gut funktioniert. Wahrscheinlich ist dies auch der Tatsache zu verdanken, dass „Stark - The Dark Half“ damals eine zumindest B-mit-Sternchen-Produktion eines namhaften Studios war und man mit Timothy Hutton („Leverage“) einen sehr guten Dartsteller für die Rollen von Beaumont und den zunehmend zerfallenden/verwesenden George Stark hatte.

„Stark - The Dark Half“ ist eine kleine Perle für Fans des ernsthaften 80er-Jahre-Horrors (auch wenn der Film aus den 90ern ist), die vor allem durch das äußerst gelungene Drehbuch überzeugt.