Chris McGeorge: Four Walls - Nur ein einziger Ausweg (Buch)

Chris McGeorge
Four Walls - Nur ein einziger Ausweg
(Inside Out, 2020)
Übersetzung: Karl-Heinz Ebnet
Knaur, 2022, Paperback, 376 Seiten, 14,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Erst einmal ein großes Lob den Schöpfern des Covers, welches eindrücklich und beklemmend geraten ist und auch, mit der verspritzten Blutspur in anderer Haptik, einen wunderbaren Gimmick bietet.


Zum Inhalt: Cara Lockhart wird in ein neuartiges Frauengefängnis eingewiesen, welches High Fern genannt wird. Hier gibt es keine Fenster mehr, sie werden durch Bildschirme ersetzt. Chiparmbänder und Kameras überwachen alle Bewegungen. Zumindest ist es so vorgesehen, bis die Kamera in Lockharts Zelle für einige Sekunden ausfällt und danach ihre Zellengenossin erschossen in ihrem Bett liegt, während Cara sich keinen Millimeter bewegt zu haben scheint.

Cara Lockhart ist völlig verzweifelt, weiß sie doch, dass sie weder ihre Zellengenossin getötet hat, noch die beiden Kinder, für deren Ermordung sie verurteilt wurde. Doch wie soll sie ihre Unschuld belegen, wie beweisen, dass sie mit dem Tod dieser drei Menschen gar nichts zu tun hatte? Und was bedeuten die letzten Worte ihrer Zellengenossin vor dem Tod, dass man beide nur getäuscht habe und sie beweisen könne, dass sie beide für die begangenen Verbrechen gar nicht verantwortlich seien, und „Schokoriegel und Glückssternpapier“ wären dafür Belege?

Cara versucht deshalb verzweifelt, Beweise für ihre Unschuld zu finden, zumal die Pistole, die auf ihre Mitbewohnerin abgefeuert wurde, nicht gefunden wird. Doch als Gefangene sind ihre Handlungsmöglichkeiten extrem beschränkt und ihre Erfolgsaussichten minimal...


Chris McGeorge gelingt hier erneut ein mitreißender, spannender Thriller mit leicht futuristischem Einschlag (privates High-Tech-Gefängnis). Im Gegensatz zu seinem Roman „Now you see me“ (dt. als „Der Tunnel“) von 2019 gelingt es ihm aber diesmal, das Niveau bis zum Ende durchzuhalten, keinen trivialen Plot abzuliefern und vor allem das Ende mal kräftig gegen den Strich zu bürsten (und damit wohl den einen oder anderen Leser zu überraschen).

Leider bleiben die Charaktere etwas flach und die Atmosphäre insgesamt zu blass. Die eine oder andere ausführliche Beschreibung des Inneren des modernen Gefängnisses oder der Physiognomie der Handelnden wäre hier sicherlich zweckdienlich gewesen. Dafür macht der Autor dieses Manko jedoch durch den packenden Spannungsbogen und den sehr ausgeklügelten Plot wieder wett.

Wer spannende Geschichten mit guten Ideen schätzt, der sollte zu diesem Buch greifen, auch wenn nicht immer jede Wendung der Geschichte und jede Tat der Handelnden nachvollziehbar ist. Insgesamt erledigt der Autor seine Arbeit jedoch so gut und stringent, dass gegen Ende kaum eine Frage offen bleibt und der Leser zufrieden den Deckel zuklappt, auch wenn ein blütenweißes Happy End anders aussehen mag. Schön aber doch, dass auch so ein wenigstens teilweise „überraschendes“ Ende mal möglich ist!